Röszke/Zagreb. Am Grenzübergang Röszke entlud sich der Frust der ausgesperrten Flüchtlinge. Die grenzüberschreitende Straßenschlacht forderte Verletzte.
Nach stundenlangen Tumulten an der abgeriegelten serbisch-ungarischen Grenze zwischen Flüchtlingen und ungarischen Polizisten hat sich die Lage am Mittwochabend wieder beruhigt. Die Flüchtlinge, die ungarische Polizisten mit Steinen und Stöcken beworfen hatten, wurden am Abend auf Initiative der serbischen Behörden in Bussen abgeholt und in die grenznahe serbische Stadt Kanjiza gebracht, sagten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur.
Vorher hatten mehrere hundert Flüchtlinge versucht, von serbischer Seite bei einem offiziell geschlossenen kleinen Grenzübergang an einer Landstraße gewaltsam nach Ungarn einzudringen. Dazu durchbrachen sie ein Grenztor. Ungarns Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas gegen sie ein. Die Flüchtlinge bewarfen die Polizisten mit Steinen und anderen Gegenständen.
Tränengas flog über die Grenze
Dabei wurden 20 ungarische Polizisten und auch einige Flüchtlinge verletzt. Ungarns Außenminister Szjjarto hatte in einem Telefonat mit seinem serbischen Kollegen Ivica Dacic ein Eingreifen der serbischen Behörden am Schauplatz des Konflikts verlangt. Aus Belgrad kam scharfe Kritik. "Ich protestiere auf das Schärfste, dass das Tränengas über die Grenzlinie geworfen wurde", sagte Serbiens Sozialminister Aleksandar Vulin.
Der ungarische Regierungssprecher Zoltan Kovacs erklärte vor Medienvertretern in Röszke mit dramatischem Unterton: "Bewaffnete illegale Migranten haben die ungarische Grenze angegriffen und die Sperre durchbrochen."
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Der ungarische Innenminister Sandor Pinter verfügte die Schließung der beiden Grenzübergänge bei Röszke für 30 Tage. Die Ausschreitungen ereigneten sich beim Grenzübergang an der alten Landstraße, die von Serbien nach Ungarn führt. Von der Schließung betroffen ist aber auch der nahe Grenzübergang an der Autobahn, die Belgrad und Budapest miteinander verbindet.
Kroatien will Flüchtlinge passieren lassen
Die EU-Länder Kroatien und Slowenien stellen sich indes auf die Durchreise Tausender Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens ein. Der kroatische Regierungschef Zoran Milanovic kündigte am Mittwoch in Zagreb an, dass aus Serbien einreisende Migranten sein Land passieren dürften. Sollte es notwendig werden, werde in Absprache mit Slowenien ein Korridor in Richtung Österreich eingerichtet, erklärte der kroatische Innenminister Ranko Ostojic.
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Milanovic erklärte im Parlament, die Menschen, die sein Land erreichten, könnten durchreisen. "Diese Leute sind da, es sind Frauen, Kinder und Männer, die leben und etwas erreichen wollen." Es seien jedoch Menschen, die nicht in Kroatien leben wollten. Schon am Mittwochvormittag griff die kroatische Polizei Hunderte Migranten auf.
Sehr viel weniger Flüchtlinge nach Ungarn unterwegs
Nach Ungarn kommen seit der Schließung der Grenze viel weniger Flüchtlinge. Am Dienstag zählte die Polizei 366 aufgegriffene Menschen, wie sie am Mittwoch auf ihrer Homepage mitteilte. Kurz vor Torschluss am Montag waren es noch 9380 gewesen. Außerdem traten an jenem Tag in Ungarn neue Gesetze gegen Migranten in Kraft.
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So können Asylbewerber das Land nur noch über sogenannte "Transitzonen" - Auffanglager unmittelbar an der Grenze zu Serbien - erreichen. Ihre Aussichten, Asyl zu erhalten, sind minimal, da Ungarn Serbien zum "sicheren Drittland" erklärt hat. Die Tumulte am Mittwoch spielten sich in der Nähe einer dieser "Transitzonen" ab.
Grenzübertritt zur Straftat erklärt
Die neuen ungarischen Gesetze stufen die Überwindung und Beschädigung des Grenzzauns als Straftat ein. In der südungarischen Grenzstadt Szeged wurden deshalb 35 Strafverfahren eingeleitet. Im ersten Fall dieser Art wurde am Mittwoch das Urteil gefällt. Ein Iraker wurde nach 80-minütiger Verhandlung für ein Jahr des Landes verwiesen. Das Urteil ist rechtskräftig, weil der Mann auf Berufung verzichtete.
Für die Grenzzaun-Vergehen können Haftstrafen von bis zu fünf Jahren verhängt werden. Die Strafen sind jedoch nicht in Ungarn abzubüßen. Die Verurteilten werden in diesem Fall aus dem Land abgeschoben. (dpa)