Essen/Mülheim. Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) kündigt beim WAZ-Forum am Dienstagabend eine 19-Millionen-Investition an, um Verkehrsströme besser zu lenken.

Die NRW-Landesregierung will die Digitalisierung auf den Straßen im Ruhrgebiet vorantreiben und damit auch die Stau­bilanz in der Region verbessern. Bereits ab diesem Jahr sollen auf den Autobahnen A2, A 42 und A 40 rund 60 elektronische Hinweistafeln gebaut werden, kündigte Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) beim „WAZ-Forum Ruhrgebiet“ auf dem Flughafen Essen-Mülheim an. Die Investitionssumme liege bei 19 Millionen Euro. Ziel sei es, den Verkehrsfluss auf den drei teilweise parallel verlaufenden Autobahnen besser zu lenken und Autofahrern den Weg zur schnellsten Verbindung zu weisen. Es gehe um ein „vollumfängliches Verkehrsmanagement im Ballungsraum Ruhrgebiet“, erklärte Groschek.

Automatisches Auto wird auf Landesstraße getestet

Die Landesregierung will auch eine Teststrecke für ein voll automatisiertes Auto schaffen. Ab Februar 2016 soll das Fahrzeug der Firma Delphi auf der Landesstraße 418 bei Wuppertal unterwegs sein, erklärte Groschek.

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Der Minister sprach sich zudem vehement für einen „Radschnellweg Ruhr“ aus. Die Strecke soll von Duisburg bis Hamm reichen und damit der „erste Radschnellweg der Republik“ dieser Größenordnung sein. Die Kosten bezifferte Groschek mit 180 Millionen Euro.

Wenige Problemstellen verursachen viele Staus

Bei der von WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock moderierten Runde diskutierte Groschek mit Martin Husmann, dem Chef des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), Verkehrsforscher Justin Geistefeldt von der Ruhr-Universität Bochum, Torsten Oldhues, Geschäftsführer des Duisburger Unternehmens Havi Logistics und Rasmus C. Beck, Chef der Wirtschaftsförderung Ruhr. Überschrift des Diskussionsabends: „Veraltet, verstopft, vernachlässigt – wie krank sind unsere Verkehrsadern?“

Mit Blick auf die Staus auf den Autobahnen kritisierte Verkehrsforscher Geistefeldt: „Es gibt noch zu viele Engpässe, die beseitigt werden müssen.“ Wenige Problemstellen seien für 75 Prozent der Staus verantwortlich. Der Wissenschaftler forderte mehr Schnelligkeit bei geplanten Sanierungen. „Wir sind nicht in der Lage, in drei, vier Jahren eine total marode Brücke neu zu bauen“, bemängelte er.

VRR-Chef will Privatisierungskurs fortsetzen

VRR-Chef Husmann hält die Privatisierung weiterer Regionalbahnstrecken für möglich – auch bei S-Bahnen. Unlängst waren bei Ausschreibungen der Verkehrsverbünde bereits private Betreiber aus Großbritannien und den Niederlanden beim NRW-Vorzeigeprojekt RRX zum Zug gekommen – und nicht etwa der Staatskonzern Deutsche Bahn. „Wir machen da Wettbewerb“, betonte Husmann.

Wirtschaftsförderer Beck sprach sich für Investitionen in die Infrastruktur aus. „Der Transitverkehr wird zunehmen“, betonte Beck. Logistik-Unternehmer Oldhues sagte, „Sünden der Vergangenheit“, die heute zu Brückensperrungen führen, verursachten hohe Kosten zulasten der Betriebe. Es sei schwierig, auf eine kurzfristig angekündigte Streckensperrung zu reagieren.