Berlin. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter stellt ein Buch über Cannabis vor - und plädiert für Legalisierung und Entkriminalisierung.

Man muss gar nicht fragen. Er kommt von selbst drauf. "Ja, ich habe in meiner Jugend gekifft", sagt Anton Hofreiter gleich am Anfang. Das sei in seinem Freundeskreis normal gewesen. Er habe das aber nicht besonders oft gemacht, denn THC entfalte bei ihm keine Wirkung. Heute seien seine Drogen Wein und Bier.

Der Grünen-Fraktionschef sagt das am Freitag bei der Vorstellung des Buches "Kiffen und Kriminalität" in Berlin. Geschrieben hat es der Jugendstrafrichter Andreas Müller aus Bernau bei Berlin. Müller vertritt darin die These: Cannabis muss legalisiert werden. Die Konsumenten sollen aus der Illegalität herausgeholt werden. So geraten nicht mehr so viele auf die schiefe Bahn.

Bessere Qualität durch staatliche Kontrolle

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Da der Staat dann die Droge kontrolliert, wird die Qualität besser. Jugendliche werden nicht schneller an den Stoff kommen, da der Schwarzmarkt nach der Legalisierung zusammenbrechen wird. Die Polizei wird entlastet. Aktuell werden Strafverfahren eingeleitet - und meist schnell wieder eingestellt. Das ist Geld- und Arbeitszeitverschwendung. Polizisten und Juristen sollen sich wieder um Wohnungseinbrüche und andere wichtige Dinge kümmern. Weltweit wird Cannabis erlaubt, in Uruguay, Portugal, im US-Bundesstaat Colorado, Kalifornien wird nachziehen.

Müllers Prognose: In der nächsten Legislaturperiode wird es in Deutschland zur Legalisierung kommen - egal wer in der Regierung ist. Deutschland wird an der Besteuerung der Droge sogar noch verdienen. Trotzdem werden nicht mehr Menschen Hanfprodukte rauchen. "Die Mehrheit wird immer noch der Volksdroge Alkohol zum Opfer fallen", sagt Müller.

"Schluss mit der Sozialromantik"

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Von Anna Katharina Wrobel, Matthias Korfmann und Jan Jessen

Die Buchvorstellung ist keine Kiffer-Spaßveranstaltung, auf der Bob Marley läuft und Jamaika-Fahnen geschwenkt werden. Der Richter trägt seine Argumente mit Vehemenz vor, fast mit Wut, er stiehlt Hofreiter ein bisschen die Show. Müller kommt aus der Praxis, seine Meinung hat durchaus Gewicht, spätestens seit seinem Buch "Schluss mit der Sozialromantik", in dem er feststellt: Milde ist nicht immer das beste für Jugendliche. Manchmal muss es Härte sein. Müller sagt über junge Gewalttäter: "Sie bekommen immer wieder Bewährung, um dem nächsten in die Schnauze zu hauen." Die Boulevard-Zeitungen feiern ihn als Deutschlands härtesten Jugendrichter.

Natürlich plädiert auch Hofreiter, wie die meisten Grünen, für die Legalisierung. Der Fraktionschef empört sich über die Ignoranz der Union bei dem Thema. Hanf werde zum Teil gleichgesetzt mit Kokain oder Heroin. Legales Cannabis werde nicht teurer sein als der Stoff vom Schwarzmarkt, sagt Anton Hofreiter. Er will jetzt einfach die Forderung nach Legalisierung "gebetsmühlenhaft wiederholen". Er hoffe, dass diese eines Tages kommt.