Essen. . Katrin Göring-Eckhardt veröffentlicht Hetz-Botschaften an sie und fordert Facebook auf, gegen den „Dreck“ vorzugehen. Auch Merkel schaltet sich ein.

Täglich werden Facebook-Nutzer mit Hass und Hetze konfrontiert. Vor allem die wachsende Zahl von Flüchtlingen scheint die Schreiber rechtsradikaler und rassistischer Botschaften anzustacheln. Kurz vor dem Treffen mit Justizminister Heiko Maas (SPD) am Montag wegen der beleidigenden Kommentare wächst der Druck auf Facebook.

Mit einer ungewöhnlichen Aktion fordert nun die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt das Online-Netzwerk dazu auf, härter durchzugreifen und solche Beiträge zu löschen: In einem Video liest sie einige an sie gerichtete Hassmails vor – und kommt dabei offenbar selbst an Grenzen. Sie liest zum Beispiel: „Amischlampe“, oder: „Dumm wie die Sau, die Alte“. Oder: „Ich schlage keine Frauen, aber bei dir würde ich eine Ausnahme machen“. An einer Stelle bricht sie ab: „Sag mal, fette, dämliche Ratte, fehlt dir eigentlich...“ Dann sagt sie: „Nein, das lese ich jetzt nicht vor“.

Appell der Bundeskanzlerin

Mit dem Video richtet sich Göring-Eckardt nicht nur an die Schreiber – „Ihr kriegt mich nicht klein“ – sondern zugleich auch an das Online-Netzwerk: „Sorgt endlich dafür, dass solcher Hass, dass solcher Dreck nicht mehr auf den Seiten von Facebook steht!“ Diese Einträge müssten gelöscht werden.

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Von Aaron Clamann, James Brunt und Christopher Onkelbach

Auch die Bundeskanzlerin hat das Thema erreicht, sie fordert das Unternehmen auf, gegen Volksverhetzung vorzugehen. „Wenn Menschen unter ihrem Namen in den sozialen Netzwerken Volksverhetzung betreiben, muss nicht nur der Staat agieren, sondern auch das Unternehmen Facebook sollte gegen diese Parolen vorgehen“, sagte sie der „Rheinischen Post“. Offenbar sieht sie einen Zusammenhang zwischen den Eigenheiten der Internetkommunikation und der wachsenden Verbreitung extremistischer Botschaften: „Sicherlich kann eine teilweise enthemmte Kommunikation in sozialen Netzwerken dazu beitragen“, sagte Merkel.

Todesdrohungen gegen Landrat

Facebook weigert sich bisher, konsequent gegen Hassbotschaften vorzugehen und verweist auf seine „Gemeinschaftsstandards“. Auf die auch von Justizminister Maas vorgebrachte Kritik antwortete Facebook: „Wir appellieren an die Menschen, unsere Plattform nicht für die Verbreitung von Hassreden zu nutzen.“

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Unflat lässt sich aber auch ganz altmodisch auf Papier verbreiten. In einem Schreiben wird dem hessischen Landrat Erich Pipa (SPD) damit gedroht, dass ihn bald jemand aus dem Weg räumen könnte. „Kanaken-Landrat“ und „stinkende Ratte“ wird er beschimpft. Pipas Engagement für Flüchtlinge im Main-Kinzig-Kreis hatte den Zorn von Rechtsextremen geweckt. Auch der Zeitpunkt seines angekündigten Todes wird in dem Brief genannt: Am kommenden Sonntag sei die Gelegenheit günstig. Da wird der Landrat bei einer Sportveranstaltung erwartet.

Am Ende ihres Videos liest Göring-Eckardt ein Fax vor, das so beginnt: „Ich persönlich werde sie foltern und quälen ... “