Essen. Die Volkshochschulen der Region stoßen an ihre Grenzen. Grund für lange Wartelisten für Deutschkurse, sind fehlende Kursleiter und Räumlichkeiten.

300 Asylbewerber standen in der vergangenen Woche vor der Volkshochschule Essen Schlange. Sie alle wollten sich für Deutschkurse anmelden. Viele von ihnen mussten jedoch vertröstet werden. Auch in anderen Städten der Region stoßen die Volkshochschulen an ihre Grenzen: „Wir sind vollkommen überlastet. Auf unserer Warteliste stehen 165 Menschen“, sagt Petra Meyer-Goldbach, Leiterin der Deutschkurse an der Volkshochschule Hagen.

Deutsch-Angebot der Volkshochschulen reicht nicht aus

Seit Anfang dieses Jahres sei die Lage dramatisch. „Als ich nach den Sommerferien ins Büro kam, standen rund 70 Leute vor meiner Tür. Wir werden überrannt. Unsere Integrationskurse sind bis Februar 2016 ausgebucht.“ Mehr als die Hälfte der Bewerber auf der Warteliste seien Analphabeten, für die jedoch speziell ausgebildete Lehrkräfte fehlen würden.

Auch bei der VHS Düsseldorf herrschen aufgrund der hohen Nachfrage Koordinierungsprobleme, obwohl bereits 25 Kurse mehr im Angebot seien als 2013. Nach momentanem Stand würden rund 1.900 Anmeldungen für das kommende Semester vorliegen. „In 30 Kursen werden derzeit Wartelisten geführt, besonders betroffen sind hiervon Integrationskurse“, sagt Hans-Walter Samuel, Leiter der Verwaltungsabteilung der VHS Düsseldorf.

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Um Kursleiter ausfindig zu machen, hat die Volkshochschule Duisburg in der vergangenen Woche einen Aufruf gestartet: „Wir haben pensionierte Lehrer aufgefordert, sich bei Interesse zu melden und glücklicherweise schon einige Rückmeldungen erhalten“, so Barbara Aldag von der VHS Duisburg. Ehrenamtliche Mitarbeiter seien gern gesehen, jedoch müssten sie einen professionellen Hintergrund als Deutschlehrer haben.

Nicht nur Kursleiter, auch Mitarbeiter in der Verwaltung würden fehlen, gibt Renate Schmitz von der VHS Kleve zu Bedenken. Die Koordinierung und Abstimmung mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge koste enorm viel Zeit: „Eine halbe Stelle würde schon helfen, bislang organisiere ich alles alleine.“

Fehlende Räume für den Unterricht sind ein großes Problem

Ein weiteres Problem, dem sich die Volkshochschulen ausgesetzt sehen: Ein Mangel an freien Räumlichkeiten: „Wir sind dankbar für jeden freien Seminarraum, beispielsweise kooperieren wir derzeit mit Religionsgemeinschaften“, so Helle Timmermann, stellvertretende VHS-Leiterin in Bochum. Den Kollegen in Kleve geht es ähnlich: „Wir platzen aus allen Nähten“, so Schmitz. Derzeit sei eine Wartezeit zwischen vier bis acht Monaten Standard: „Wir können die Nachfrage nicht bedienen und sind an unseren Grenzen“, so die Verantwortliche weiter.

Trotz des finanziellen Mangels, versuchen die Volkshochschulen der großen Nachfrage der Flüchtlinge nachzukommen. Diese würden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nämlich bei der Finanzierung der Kurse nicht unterstützt. "Nur Personen, die einen dauerhaften Aufenthaltstitel haben, erhalten vom Bundesamt eine finanzielle Förderung. Diejenigen, die sich noch im Asylverfahren befinden oder keinen Aufenthaltstitel haben, erhalten keine Förderung", erläutert Traudel Kleinpaß, von der VHS Oberhausen.

Als Ausweg bieten verschiedene Volkshochschulen, wie die in Oberhausen, Bochum, Duisburg und Witten Flüchtlingskurse an. Die VHS Witten-Wetter-Herdecke bietet beispielsweise fünf solcher Kurse kostenlos für Flüchtlinge an, die von Studenten der Universität Witten-Herdecke und pensionierten Lehrern geleitet werden.

Flüchtlingskurse als Zusatzangebot

In Bochum trägt der Freundeskreis der VHS dieses Zusatzangebot und in Oberhausen die Stadt. „So wird es jedoch nicht weitergehen. Das finanzielle Problem muss gelöst werden“, so Kleinpaß. Einvernehmlich fordern die Volkshochschulen die Politik zum Handeln auf: „Die Politik muss die notwendigen Mittel bereitstellen“, so die Fachbereichsleiterin der VHS Kleve.

In Essen hat sich der Rat den Hilferufen bereits angenommen: So sprachen sich in der vergangenen Woche die Grünen, aber auch SPD und CDU für eine Aufstockung des Angebots aus. „Die Nachfrage nach Deutschkursen ist real. Den Worten müssen Taten folgen. Berlin und Düsseldorf müssen Geld zur Verfügung stellen“, so Rolf Fliß, Fraktionssprecher der Grünen im Essener Rat.

Andrang auf Deutsch-Kurse der VHS

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