Gladbeck.. Sie mögen Gladbeck - und sie setzen auf eine Zukunft ohne Angst vor Bürgerkrieg und Bomben.


Über das, was sie in ihrer Heimat erlebt haben, reden sie immer noch nicht gern, bleiben eher vage, sprechen von ständiger Angst vor Luftangriffen und Bomben, vor willkürlichen Verhaftungen und Bedrohungen, von Todesangst auch vor Massakern des „Islamischen Staates“. Yasser (32), Ivan (27) und Hussam (53) sind aus Syrien geflohen.

Seit Anfang dieses Jahres leben sie in Gladbeck und sind „glücklich, in Deutschland zu sein, weil hier die Menschenrechte geachtet werden und weil wir uns endlich sicher fühlen können“.

Besonders glücklich ist Hussam, denn er ist schon als Asylberechtigter anerkannt. Jetzt hofft der Elektronik-Ingenieur, dass seine Frau und die drei Töchter (13, 20 und 22 Jahre alt) ihm bald nach Gladbeck folgen können. Hussam und seine Familie sind gemeinsam aus der Heimat geflohen. Der 53-Jährige hat Frau und Kinder in einem Auffanglager im Libanon zurückgelassen, weil er sie nicht den zahlreichen Gefahren der weiteren Flucht aussetzen wollte.

Allein schlug er sich bis zur Türkei durch, auf dem Seeweg ging es weiter Richtung Italien. Das Schiff kenterte, die 900 Menschen an Bord konnten gerettet werden. „Wir haben während der acht Tage auf dem Meer dem Tod mehrmals ins Auge gesehen“, sagt er.

Deutschkurs bei der VHS

Yasser und Ivan hoffen, dass ihre Asylverfahren auch endlich beginnen. Für den Agrar-Ingenieur und den Mechaniker wird die Warterei allmählich quälend, denn nur mit der „Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender“ in der Tasche, können sie fast nichts tun, kein Konto eröffnen, keine Verträge abschließen und – für sie das drängendste Problem – nicht arbeiten. Deutsch lernen können sie nur, weil bisher Ehrenamtler sie unterrichten und künftig die evangelische Kirchengemeinde ihnen den Kurs bei der VHS finanziert.

Die beiden stammen aus derselben Stadt im Kurdengebiet nahe der türkischen Grenze. Die Stadt war von IS-Truppen umlagert, erzählen sie. „Die Bewohner lebten in ständiger Angst, dass die Stadt eingenommen würde.“ Yasser und Ivan sind zu Fuß geflohen, über Griechenland und die Türkei, beide haben schlimme Zustände in Lagern erlebt, beide saßen im Gefängnis, in der Türkei der eine, in Bulgarien der andere, und beide sind nach etlichen Zwischenstationen in Deutschland schließlich in Gladbeck gelandet.

Kein optimaler Start

Optimal war für die drei syrischen Flüchtlinge auch der Start hier nicht: Ihre erste Unterkunft, eine Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in Rentfort-Nord, mussten sie sich mit sieben anderen Männern teilen – Konflikte traten da fast zwangsläufig auf. Mittlerweile lebt das Trio als WG in einer eigenen Wohnung, und die Männer haben das Gefühl, „endlich zur Ruhe zu kommen“.

Alle drei möchten in Gladbeck bleiben. Sie mögen diese Stadt, „weil wir hier so viele nette Menschen gefunden haben, die uns helfen, und weil wir uns willkommen fühlen.“