Calais. Paris und London wollen den Kanaltunnel besser absichern, um illegalen Schleusern das Handwerk zu legen. Die humanitäre Hilfe soll ausgebaut werden.

Britische und französische Polizisten sollen künftig von einem gemeinsamen Einsatzzentrum in Calais aus gegen Schleuser am Eurotunnel vorgehen. Die Einrichtung der Kommandozentrale ist Teil einer Vereinbarung, die Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve und seine britische Kollegin Theresa May am Donnerstag in Calais unterschreiben wollten, wie die Regierung in London mitteilte. Demnach sollen zudem weitere französische Polizeieinheiten in der Hafenstadt am Ärmelkanal eingesetzt werden. Die Briten wollen zusätzliche Zäune, Überwachungskameras, Flutlichtanlagen und Infrarot-Bewegungsmelder finanzieren.

Die Polizisten und Grenzschützer sollen Banden das Handwerk legen, die Flüchtlinge illegal nach Nordfrankreich und durch den Eurotunnel nach England schleusen. Über Erfolge und Erkenntnisse sollen sie regelmäßig den Innenministerien in Paris und London berichten. Im Tunnel wird künftig ebenfalls strenger kontrolliert. Dazu soll das Unternehmen Eurotunnel mit staatlicher Unterstützung mehr Wachleute einsetzen. Zusätzliche Teams soll Lastwagen und Lastzüge mit Spürhunden durchsuchen.

Humanitäre Hilfe in Calais soll ausgebaut werden

Das französische Innenministerium nannte bislang keine Details zu der geplanten Vereinbarung. Es kündigte vorab aber an, dass auch die humanitäre Hilfe für die Migranten in der nordfranzösischen Hafenstadt ausgebaut werden solle, "besonders für den Schutz der am stärksten gefährdeten Personen".

Migranten versuchen in Calais, auf Lastwagen und Züge zu klettern, um nach Südengland zu gelangen. Dabei kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. In Großbritannien erhoffen die Menschen sich bessere Chancen auf Asyl und Arbeit. Paris und London hatten in den vergangenen Wochen bereits zusätzliche Mittel und Polizisten eingesetzt, um die Lage am Tunneleingang auf der französischen Seite in den Griff zu kriegen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk hält mehr Zäune allerdings für keine Lösung und hatte Paris und London für die Krise mitverantwortlich gemacht.

Britische Opposition warnt vor Verlagerung des Problems

Schätzungen zufolge leben rund 3000 Migranten in einem Zeltlager bei Calais. Die britische Opposition warnte am Donnerstag davor, dass mehr Sicherheit in Calais das Problem in andere Städte verlagern könnte, etwa ins französische Dunkerque, aber auch ins belgische Seebrügge und ins niederländische Hoek van Holland.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve wollte nach dem Besuch in Calais am Donnerstagabend nach Berlin reisen, um dort mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) über den Umgang mit den dramatisch zunehmenden Flüchtlingszahlen in Europa zu sprechen. (dpa)

Flüchtlingsdrama am Eurotunnel

Sie leben in armseligen Zelten und riskieren ihr Leben, um irgendwie von Frankreich nach Großbritannien zu kommen. Hunderte Flüchtlinge...
Sie leben in armseligen Zelten und riskieren ihr Leben, um irgendwie von Frankreich nach Großbritannien zu kommen. Hunderte Flüchtlinge...
... versuchen seit Wochen, von der französischen Hafenstadt Calais aus...
... versuchen seit Wochen, von der französischen Hafenstadt Calais aus... © Getty Images
... nach Großbritannien zu kommen.
... nach Großbritannien zu kommen. © imago/ZUMA Press
Großbritannien setzt angesichts des Dramas auf Abschreckung und eine härtere Einwanderungspolitik - und Frankreich schickt Polizisten nach Calais.
Großbritannien setzt angesichts des Dramas auf Abschreckung und eine härtere Einwanderungspolitik - und Frankreich schickt Polizisten nach Calais. © dpa
120 zusätzliche Beamte versuchten am Mittwoch, die Flüchtlinge daran zu hindern...
120 zusätzliche Beamte versuchten am Mittwoch, die Flüchtlinge daran zu hindern... © dpa
... sich in einem...
... sich in einem... © imago/ZUMA Press
... der wartenden Lkw...
... der wartenden Lkw... © dpa
... oder einem der Züge zu verstecken, die durch den Eurotunnel nach England fahren.
... oder einem der Züge zu verstecken, die durch den Eurotunnel nach England fahren. © dpa
In diesem Jahr hat Eurotunnel auf der französischen Seite bereits mehr als 37.000 Versuche gezählt, die Grenze illegal zu überqueren. Nach Angaben des Unternehmens...
In diesem Jahr hat Eurotunnel auf der französischen Seite bereits mehr als 37.000 Versuche gezählt, die Grenze illegal zu überqueren. Nach Angaben des Unternehmens... © dpa
... ist nun die Absperrung der Bahnsteige in seinem Terminal bei Calais verstärkt worden, zudem habe es seine Vorkehrungen für den Frachtverkehr in der Nacht verschärft.
... ist nun die Absperrung der Bahnsteige in seinem Terminal bei Calais verstärkt worden, zudem habe es seine Vorkehrungen für den Frachtverkehr in der Nacht verschärft. © dpa
Die in Calais gestrandeten Migranten...
Die in Calais gestrandeten Migranten... © Getty Images
... liefern sich mit der Polizei Abend für Abend...
... liefern sich mit der Polizei Abend für Abend... © dpa
... ein Katz- und Mausspiel. In der Hoffnung, nach England zu gelangen,...
... ein Katz- und Mausspiel. In der Hoffnung, nach England zu gelangen,... © Getty Images
...riskieren sie ihr Leben. Die Flucht...
...riskieren sie ihr Leben. Die Flucht... © dpa
... durch den Eurotunnel ist nicht ungefährlich. Seit Juni...
... durch den Eurotunnel ist nicht ungefährlich. Seit Juni... © dpa
... sind schon mindestens zehn Menschen bei dem Versuch ums Leben gekommen.
... sind schon mindestens zehn Menschen bei dem Versuch ums Leben gekommen. © dpa
Rund 150 Migranten sollen es Berichten zufolge über die Grenze geschafft haben; offizielle Angaben dazu gibt es nicht.
Rund 150 Migranten sollen es Berichten zufolge über die Grenze geschafft haben; offizielle Angaben dazu gibt es nicht. © Getty Images
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