Düsseldorf. . Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Landesbedienstete. Sogar der Oberförster des Landes soll an einer der umstrittenen Jagden teilgenommen haben.

Die Staatsanwaltschaft Paderborn ermittelt gegen ranghohe Forstbeamte von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) wegen möglicher illegaler Rotwildjagden in einem staatlichen Revier.

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Wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage dieser Redaktion bestätigte, laufe ein Verfahren gegen den Leiter von zwei Jagden am 8. November und am 20. Dezember 2014 im Kreis Paderborn sowie gegen den örtlichen Chef des Regionalforstamtes. Ihnen wird vorgeworfen, bei „Gatterjagden“ in umzäunten Gebieten gegen den Tierschutz und jagdethische Grundsätze verstoßen zu haben.

"Doppelmoral im Hause Remmel"

„Schießwütige Feudalherren hätten ihre Freude an Remmels höchsten Forstbeamten“, kritisierte der Präsident des Landesjagdverbandes, Ralph Müller-Schallenberg. Der Verband habe bei den zuständigen Ordnungsbehörden beantragt, allen Teilnehmern der beiden Jagden den Jagdschein zu entziehen. CDU-Fraktionsvize Christina Schulze-Föcking sprach von einer „Doppelmoral im Hause Remmel“. Rot-Grün hatte zuletzt eine umstrittene ökologische Jagdrechtsreform beschlossen.

Der Landesbetrieb „Wald und Holz“ bestätigte, dass an beiden Jagden Landesbedienstete teilgenommen hätten, darunter am 20. Dezember 2014 auch der Landesbetriebs-Chef und NRW-Oberförster Andreas Wiebe. Ein Sprecher wies jedoch die Vorwürfe zurück: „Es gibt für beide Jagden keinerlei Ansatzpunkte für Verstöße gegen den Tierschutz und die Waidgerechtigkeit.“

„Konsequente Bejagung“ erforderlich?

In dem Revier seien deutlich überhöhte Wildbestände vorhanden, die eine konsequente Bejagung erforderlich machten.Auf dem umzäunten Gelände von 140 Hektar Fläche im Kreis Paderborn seien am 8. November vier Stück Rotwild und drei Rehe erlegt worden. Laut „Wald und Holz“ wurden acht Schüsse abgegeben – davon ein Fehlschuss.

Kein Tier sei gehetzt oder „flüchtig erlegt worden“. Bei der zweiten Jagd, an der Oberförster Wiebe teilnahm, sei gar kein Tier geschossen worden. Wiebe selbst wollte sich gegenüber unserer Zeitung nicht äußern. Auch das Umweltministerium verwies nur auf „laufenden Ermittlungen“.

Für den von Remmel berufenen Oberförster Wiebe ist es nicht der erste Jagd-Ärger. Bereits 2012 hatte er im Wortsinn „einen Bock geschossen“ und musste Bußgeld zahlen: Während der Schonzeit erlegte er damals einen Rehbock in Siegen-Wittgenstein und schoss in Arnsberg einem Jungtier die Mutter weg.