Düsseldorf. Rot-Grün will das Jagdrecht ändern - die Jäger sehen sich in ihrer Freiheit bedroht. Mit Hörnern und Trillerpfeifen sind sie vor den Landtag gezogen.

Jagdhunde sind verboten - mit Jagdhörnern bewaffnet blasen 15.000 Grünröcke vor dem Düsseldorfer Landtag zum Halali auf das grüne Jagdgesetz. „Gegen grüne Ökodiktatur“ und „Kein grüner Ideologiewahn“, macht sich der Protest auf Plakaten Luft. Das Klima zwischen Ökopartei und Jägern ist vergiftet, das Ganze eskaliert. Wütend tritt die Grünen-Abgeordnete Manuela Grochowiak-Schmieding nach einem schrillen Pfeifkonzert und ohrenbetäubenden Buhrufen der Jäger in den orangefarbenen Warnwesten aus dem Landesjagdverband aus.

Anlass für die bisher größte Jäger-Demo in Deutschland ist der Entwurf für das umstrittene „ökologische Jagdgesetz“ der rot-grünen Landesregierung. Jäger-Präsident Ralph Müller-Schallenberg geht die Regierung frontal an. „Die Mitte der Gesellschaft hat die Nase voll von der Befriedigung von Kleingruppen.“

Die Wiedereinführung der Jagdsteuer, weniger jagdbare Arten, keine Totschlagfallen, Verbot von Blei-Munition, kein Abschuss wildernder Katzen – gegen die 60 Paragrafen im Entwurf machen die Jäger seit Wochen mobil. „Wann verbietet Remmel die Mausefalle?“, zielt ein Waidmann auf den grünen Umweltminister in NRW.

SPD-Fraktionsvize robbt sich an die Jäger heran

Johannes Remmel, der im Hintergrund den Massenprotest verfolgt, muss miterleben, wie SPD-Fraktionsvize Jochen Ott aus der Koalitionsdisziplin ausbricht und sich offen an die Jäger heranrobbt. In der SPD brodelt es seit Wochen gegen den harten Remmel-Kurs. „Das Jagdgesetz muss nach 40 Jahren angepasst werden. Aber wir wollen viele Vorschläge der Jäger übernehmen“, verspricht Ott. „Ihre Interessen sind berechtigt.“ Bei der Jagdsteuer und den jagdbaren Arten werde es Änderungen im Gesetzverfahren geben. Remmel schluckt.

Für die Jäger ist der geplante Eingriff in den Katalog der jagdbaren Arten ein verfassungswidriger Angriff aufs Eigentumsrecht. CDU-Oppositionschef Armin Laschet nutzt die große Bühne für die Werbung in eigener Sache. „Kommen Sie raus aus Ihrem Glasturm“, wettert Laschet Richtung gläserne Regierungszentrale. Dass die meisten der 15.000 Jäger zum ersten Mal überhaupt auf einer Demo seien, zeige deren geballte Wut. Auch FDP-Landeschef Christian Lindner geht Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) direkt an. Die selbst ernannte Kümmerin habe gleich zwei offene Ohren für Jäger: „Da rein, da raus.“

Die Grünen bleiben die Buhmänner

Während die Natur- und Umweltverbände in NRW den Grünen bei den Gesetzesplänen Flankenschutz bieten und 30.000 Unterschriften für ein ökologisches Jagdrecht gesammelt haben, wird es um den grünen Umweltminister Johannes Remmel in der Koalition einsam. Jägerpräsident Müller-Schallenberg berichtet, dass SPD-Fraktionschef Norbert Römer „erhebliche Änderungen“ im Gesetz versprochen habe. Der gut organisierte Kampf der Jäger könnte sich auszahlen – fast schadlos für die SPD. Die Grünen bleiben die Buhmänner, mit den Jägern gehen einflussreiche Kräfte im ländlichen Raum auf Distanz zur Ökopartei.

Unter dem tosenden Lärm von Hunderten Jagdhörnern verteidigt der grüne Umweltpolitiker Norwich Rüße mutig den Öko-Kurs bei der Jagd. „Sie wissen alle, dass Trophäen kein Jagdgrund mehr sind, den die Menschen draußen akzeptieren“, reizt Rüße die Jäger. „Wir als Parlamentarier nehmen unser Recht in Anspruch, Gesetze, wenn es notwendig ist, zu verändern…“ Der Rest geht in einem ohrenbetäubenden Krach unter. Das Tischtuch zwischen Jägern und Grünen ist zerrissen – die Waidmänner setzen ihre Hoffnung für eine Entschärfung des umstrittenen Gesetzentwurfs auf die SPD.