Düsseldorf. “Besorgniserregend“ sei der Blick auf gefährdete Tiere und Arten, sagt der NRW-Umweltminister. Naturschützer trauen seinem neuen Gesetz jedoch nicht.

Fast die Hälfte aller Tierarten, aller Pflanzengattungen und Pilze sind in Nordrhein-Westfalen ausgestorben oder gefährdet. Blumenwiesen und unberührte Natur gibt es immer seltener. Nun will das Land die Bremse treten und mit einem neuen Gesetz das Artensterben bremsen. "Wir haben noch nie so viele Arten verloren wie zur Zeit", warnte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) in Düsseldorf.

Grundwasser darf nicht mehr gesenkt werden

Einige Eckpfeiler des rot-grünen Konzepts, das am Mittwoch vom Kabinett verabschiedet wurde:

- Die Fläche des Biotopverbundes soll von 10 auf 15 Prozent erhöht werden. Das sei möglich, wenn der zweite Nationalpark in Ostwestfalen umgesetzt werde, sagte Remmel.

- Wiesen und Weiden will er schützen, indem Grünfläche nicht mehr in Äcker umgewandelt werden darf. Allein im Regierungsbezirk Münster sei zwischen 1999 und 2013 ein Drittel der Grünfläche im Flachland verschwunden. "Mit dem neuen Gesetz bleibt es beim Status quo", sagte Remmel.

- Um Nass- und Feuchtgebiete zu schützen, darf das Grundwasser nicht mehr gesenkt werden.

- Biologische Stationen, die rund die Hälfte des NRW-Naturschutzgebietes betreuen und vor allem den Zustand der Natur dokumentieren, sollen finanziell gesichert werden. Derzeit gibt es 39 dieser Stationen, die zurückgehende Förderung war jahrelang ein Kritikpunkt.

- Die rund 100 Wildnisgebiete in NRW werden geschützt. Dort ist die Natur sich selbst überlassen.

Auch interessant

Beim neuen Gesetz, das im Frühjahr verabschiedet werden könnte, nutzt die Regierung unter anderem bestehendes Bundesrecht aus, sie korrigiert aber auch Beschlüsse der früheren CDU/FDP-Koalition.

45 Prozent aller Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gefährdet

Der Schutz der Arten sei bitter nötig, sagte Thomas Delschen, der Präsident des Landesumweltamtes. Laut "Roter Liste" sind rund 45 Prozent aller Tier-, Pflanzen- und Pilzarten in Nordrhein-Westfalen gefährdet oder sogar ausgestorben - darunter etwa 71 Prozent der Kriechtiere und mehr als die Hälfte der Wildbienen und Wespen.

Naturschützer begrüßen die rot-grüne Gesetzesinitiative zurückhaltend. "Das sind die richtigen Schwerpunkte", sagte Holger Sticht, der Landesvorsitzende des Bunds Umwelt und Naturschutzschutz Deutschland (Bund). "Das Ganze darf aber nicht nur ein hehres Ziel bleiben." Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) will Verbesserungen vorzuschlagen. (dpa)