Düsseldorf. . NRW-Innenminister Jäger sieht Erfolge im Kampf gegen Gewalt im Fußball. Die geringere Polizeipräsenz sei nicht auf Kosten der Sicherheit gegangen.

Weniger Polizeipräsenz bei Fußballspielen muss nicht auf Kosten der Sicherheit gehen. Eine Woche vor dem Start der ersten Bundesliga kündigte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) im Gespräch mit unserer Redaktion an, den Polizeieinsatz auf sogenannte Risikospiele zu konzentrieren.

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In der abgelaufenen Spielzeit hat dieses Konzept seine erste Bewährungsprobe bestanden. „Trotz zehn Prozent mehr Ligaspielen waren unter dem Strich weniger Polizisten nötig“ , erläuterte Jäger. Vor allem ging auch die Zahl der Gewaltopfer zurück. Bei den 231 Ligaspielen in NRW in den ersten drei Spielklassen wurden 49 051 Polizisten eingesetzt. In der Saison 2013/14 waren es 49 331 bei 210 Spielen gewesen. Die Zahl der verletzten Beamten sank im Saisonvergleich von 328 um 66 auf 262.

Bundesliga-Vereine haben laut Jäger Sicherheit verstärkt

Jäger bestätigte allerdings auch, dass die Vereine der Bundesliga auf die massive Kritik der letzten Jahre reagiert und die Sicherheit in den Stadien verstärkt hätten. „Sie betreuten ihre Anhänger intensiver und begleiteten die Fans beispielsweise durch eigene Ordner zu Auswärtsspielen. Das sind sehr gute Signale“, so der Minister. Auch die vielen friedlichen Fans hätten ihre neuen Freiräume verantwortungsvoll genutzt.

Die NRW-Polizei will nach Jägers Worten ihr „flexibles Konzept weiter fortführen.“ Es könnte bundesweit zur Modellstrategie werden. Allerdings sind die Signale widersprüchlich. Zuletzt hatte die Bundespolizei zu bedenken gegeben, dass sich die Gewalt verlagert: Von den Stadien auf die Zufahrtswege und von der Bundesliga in die unteren Spielklassen.

Risikospiele sorgen weiterhin für Ärger

Jäger räumte ein, „die Spiele mit besonders hohem Risikopotential bereiten uns weiterhin Sorgen“. Die Polizei reagiert darauf mit einem massiven Kräfteeinsatz. 15 Prozent der in der Saison in NRW eingesetzten Beamten konzentrierten sich auf nur sieben Hochrisikospiele, allen voran auf die Ruhr-Derbys zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund.

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Von Willi Goebels und Dietmar Seher

Bei unauffälligen Spielpaarungen verzichtete die Bereitschaftspolizei hingegen demonstrativ auf eine enge Begleitung der Fans ins Stadion und reduzierte die Präsenz im Umfeld der Stadien. Die Strategie führte zum Effekt, dass weniger Präsenz „auch das Konfliktpotential zwischen Fans und Polizisten“ verringere, so Jäger.

Optimierung der Einsätze war "dringend nötig

Der NRW-Innenminister hatte letztes Jahr mit der Ankündigung eines Rückzugs der Polizei aus den Stadien noch bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Rückblickend erklärte Jäger: Die Optimierung der Einsätze sei dringend nötig gewesen: „Es ist dem Steuerzahler nicht zu vermitteln, dass wir immer mehr Polizisten bei Fußballspielen einsetzen.“ Gleichwohl lasse die Polizei bei der Verfolgung von Straftaten nicht nach.

Hochsicherheitsspiele gibt es allerdings nicht nur in den ersten drei Ligen. Am Sonntag empfängt Viertligist Rot-Weiß Essen im Pokal den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Das Derby gilt als „Risikospiel“: Es herrscht striktes Alkoholverbot – anders als im heutigen Pokalhit zwischen MSV Duisburg und Schalke 04.