Düsseldorf. Leitfaden über den “extremistischen Salafismus als Jugendkultur“ soll Lehrern und Eltern helfen. In NRW gibt es etwa 40 salafistische Netzwerke.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat der Internet-Propaganda der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) den Kampf angesagt. „Wir wollen junge Menschen immun machen gegen die Verführungen der religiösen Fanatiker“, sagte Jäger am Montag. Die Verfassungsschutzbehörden haben eigens einen Leitfaden (www.verfassungsschutz.nrw.de) über den „extremistischen Salafismus als Jugendkultur“ entwickelt, der in Schulen, Moscheegemeinden oder Präventionsnetzwerken verbreitet werden soll.
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Darin werden etwa Kleidungsstile, Begrifflichkeiten, Bartmoden oder Lieder erläutert. Weltbild und rhetorische Werkzeuge der Extremisten sollen so entlarvt werden. Zudem sollen Lehrer, Eltern oder Sozialarbeiter Anzeichen der Radikalisierung leichter erkennen. Mit vergleichbarer Aufklärungsarbeit begegnen die Behörden bereits seit 15 Jahren dem Rechtsextremismus. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes leben in NRW bereits 2100 der bundesweit 7500 extremistischen Salafisten. Seit Ausbruch des Krieges in Syrien und dem Irak sind mehr als 200 Fanatiker allein aus NRW in die Kriegsgebiete ausgereist und haben sich dort mutmaßlich dem IS angeschlossen.
Laut Jäger ist für den Rekrutierungserfolg eine extrem professionelle, teure, auf Emotionen abzielende Internet-Propaganda verantwortlich. Grausam inszenierte Enthauptungsvideos in HD-Qualität und klare Feinbilder griffen „in unsere Kinder- und Jugendzimmer“ über. „Junge Menschen werden so auch in Deutschland zur Gewaltbereitschaft und zu einem extremistischen Weltbild verführt“, erklärte Jäger.
In NRW gibt es inzwischen etwa 40 salafistische Netzwerke. Eine besonders große Szene beobachten die Sicherheitsbehörden in Bochum, Düsseldorf, Bonn und Aachen.