Essen. . Deutsche Autohersteller mussten im ersten Halbjahr 2015 fast eine Million Autos in die Werkstätten zurückrufen. Betroffen waren auch Premiummarken.
Deutsche Autohersteller mussten im ersten Halbjahr 2015 Hunderttausende Autos aus Sicherheitsgründen in die Werkstätten zurückrufen. Betroffen waren auch Premiummarken. Allein BMW beorderte über 400 000 Autos zurück. In den meisten dieser Fahrzeuge (395 654) waren fehlerhafte Airbags verbaut. Opel musste 78 000 Fahrzeuge wegen verschiedener Mängel zurückrufen, Mercedes kam auf immerhin 24 000 Fahrzeug-Rückrufe. Nur Volkswagen rief gerade einmal 138 Fahrzeuge in die Werkstätten.
Amt musste zum ersten Mal Rückruf-Zahlen veröffentlichen
Erstmals in der Geschichte des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) ist die Behörde in Flensburg gezwungen worden, eine detaillierte Liste über Autorückrufe in Deutschland öffentlich zu machen. Der grüne Bundestagsabgeordnete Markus Tressel stellte eine entsprechende Anfrage an das Bundesverkehrsministerium. Demnach waren von Januar bis Juni fast 940 000 Autos in Deutschland von Rückrufen betroffen.
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Die detaillierte Aufschlüsselung nach Automarken ist hierzulande Verschlusssache. Im Bundesverkehrsministerium ist man deshalb auch wenig glücklich über die Veröffentlichung. „Es wird darauf hingewiesen, dass weder die Rückrufzahl noch die Anzahl der gelieferten Halteranschriften geeignet ist, um Hersteller sachgerecht miteinander zu vergleichen“, antwortete Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium, auf die Anfrage Markus Tressels.
Automarktexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht das anders. Der Leiter des CAR-Instituts der Uni Duisburg-Essen kritisiert die wenig bürgerfreundliche Haltung des KBA: „Das ist eine Behörde wie im 18. Jahrhundert, die Konsumentenschutz nicht berücksichtigt.“ Diese Rechtsauffassung müsse überarbeitet werden.
Rückruf-Zahlen sollen regelmäßig veröffentlicht werden
Dudenhöffer fordert eine regelmäßige Veröffentlichung der Rückrufe inklusive Nennung der Hersteller – wie in den USA. „Und wenn es zu Unfällen mit Todesfolge kommt, müssen sich die Autobauer dort sogar vor dem Kongress verantworten“, sagt der Experte. „Können Sie sich einen deutschen Hersteller vorstellen, der vor dem Bundestag Rede und Antwort steht?“
Markus Tressel will die KBA-Zahlen künftig jedes Jahr erfragen. „Das muss Ansporn für die Hersteller sein, Qualitätskontrollen weiter zu verbessern.“ Dass das Ministerium wenig erfreut reagiert habe, könne er verstehen. Immerhin gehe es um „eine heilige Branche der deutschen Wirtschaft“.