Essen. Der chinesische Automarkt verspricht noch immer gute Gewinne für deutsche Hersteller. Doch das Wachstum der vergangenen Jahre hat erst mal ein Ende.

Hersteller aus Deutschland haben davon in besonderer Weise profitiert: Chinas Automarkt galt bislang als einer der wachstumsstärksten weltweit. Nach Jahren der Rekordverkäufe gerät der Markt allerdings ins Straucheln. Vor allem die Autobauer, die sich konsequent auf China konzentriert haben, bekommen das zurzeit zu spüren.

Sie kämpfen mit Absatzrückgängen oder müssen höhere Preisnachlässe gewähren. Vor allem dem Volkswagen-Konzern könnte eine solche Entwicklung gefährlich werden. Langfristig, so eine neue Studie des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen, sei China aber eine sichere Bank. Die Zahl der Neuwagen-Verkäufe werde wieder kräftig anziehen.

Der Flexibelste gewinnt

Über das Wohl und Wehe am Markt entscheide nicht mehr die Größe des Autobauers, sondern vor allem, wie flexibel er auf Entwicklungen reagieren kann, heißt es in der Studie des CAR-Instituts. Vor allem BMW habe in den letzten zehn Jahren deshalb so erfolgreich gewirtschaftet, „weil sich das Unternehmen schnell und gut auf schwankende Nachfragen einstellen konnte“.

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Auch Porsche unter seinem Ex-Chef Wendelin Wiedeking habe das bestens verstanden. Anders erging es den Großen der Branche, die ihre Produktpalette nicht schnell genug an die Wünsche der Kunden anpassten. Hier sind vor allem General Motors und Toyota zu nennen. Und auch den VW-Konzern könnte es treffen, „der sein Länderportfolio sehr stark in Richtung China verschoben“ habe, heißt es in der Studie.

Premiumsegment leidet

Von Absatzproblemen in China sind nicht nur Massenhersteller betroffen, auch den Premiumherstellern macht zu schaffen, dass die Nachfrage schwächelt. VW-Tochter Audi ist zwar Berichten entgegengetreten, wonach das Absatzziel in China in diesem Jahr wackele. Allein im Juni gingen die Auslieferungen aber um 5,8 Prozent zurück. Audi will 2015 rund 600 000 Autos im Reich der Mitte absetzen, etwa 20.000 mehr als noch im Jahr zuvor. Auch im Vormonat musste Audi, bislang Marktführer im Premiumsegment Chinas, Absatzeinbußen hinnehmen. „2015 war für uns bisher ein Jahr der Herausforderungen“, sagte Audi-Vertriebschef Luca de Meo jüngst am Firmensitz in Ingolstadt.

Auch BMW will mit Produktauffrischungen auf die sinkende Nachfrage in China reagieren. Der neue 7er-BMW und neue Einstiegsmodelle der 3er-Reihe und der Geländewagen-Reihen X5 und X6 sollen den Absatz wieder ankurbeln. Marktbeobachter sehen darin den richtigen Schritt, empfehlen aber, noch mehr auf SUVs zu setzen. Entgegen dem allgemeinen Trend entwickle sich das Segment der geländegängigen Luxuswagen vor allem in China prächtig.

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Konkurrent Mercedes holte indes im Riesenreich mächtig auf. Plus 22 Prozent Verkäufe verbuchte die Marke mit dem Stern in China im ersten Halbjahr 2015. 165 000 Autos setzte Mercedes ab. BMW kam auf 230 000, Audi auf 274 000. Im Vergleich zum Gesamtmarkt sind diese Mengen allerdings vernachlässigbar: Allein 2014 wurden in China 18,3 Millionen Autos verkauft.

Was die Zukunft bringt

Aller aktuellen Absatzschwierigkeiten zum Trotz: Die Zukunft verspricht weiterhin gute Geschäfte für Autobauer in China. Auch wenn sich das Wachstum insgesamt verlangsamen und in den Megastädten eine gewisse Sättigung einsetzen werde, so die CAR-Studie, gebe es vor allem auf dem Land einen hohen Nachholbedarf. Das komme Massenherstellern zugute. „So werden nach unserer Prognose im Jahr 2030 in China 31 Prozent aller weltweit verkauften Pkw ihren Besitzer finden“, so die Studie. Im Jahr 2000 waren es übrigens bescheidene 1,2 Prozent.