Düsseldorf. . Kurswechsel bei der Unterbringung neuer Flüchtlinge in NRW. Das Land will sie künftig in Großzelten und Hallen mit bis zu 1000 Betten unterbringen.
NRW plant, Großzelte für Flüchtlinge aufzustellen. Die Standortsuche ist bereits angelaufen. In drei bis fünf Wochen sollen die ersten mobilen Sammeleinrichtungen bezugsfertig sein.
„Wir denken in Nordrhein-Westfalen über unorthodoxe Unterbringungsmöglichkeiten nach. Dazu zählen große Zelte und Hallen“, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Mittwoch. Die Landesregierung will so offenbar Kommunen und Sozialverbände entlasten, die zurzeit immer häufiger an Grenzen stoßen.
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Da die Landeseinrichtungen zur Erstaufnahme neuer Flüchtlinge hoffnungslos überfüllt sind, wurden in den vergangenen Wochen die Kommunen zur Amtshilfe aufgefordert. Kurzfristig richteten viele Bürgermeister 60 Notunterkünfte mit jeweils bis zu 150 Plätzen ein, davon allein 16 in Turnhallen.
Zentrale Unterbringung angesichts der Zahlen unumgänglich
Zum Schulstart am 12. August sollen die Hallen jedoch wieder dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehen. Zudem können die mit der Flüchtlingsbetreuung beauftragten Sozialverbände nicht dauerhaft dezentral in 60 Notunterkünften ihre Dienste aufrechterhalten. Die Zentralisierung der Unterbringung sei angesichts der dramatisch steigenden Zahlen unumgänglich, heißt es in Düsseldorf.
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Die jüngsten Prognosen des Innenministeriums sagen eine weiter steigende Flüchtlingszahl voraus. In diesem Jahr kamen bereits 88 000 Asylbewerber nach NRW, zurzeit stehen täglich 1000 Neuankömmlinge vor den Einrichtungen. Zum Vergleich: In der vergangenen Woche kamen mehr Menschen nach NRW als im gesamten Jahr 2007. „Wir müssen aufpassen, dass die Städte und Gemeinden, die Hilfsorganisationen und Länder nicht überfordert werden“, warnte Jäger.
Öffentliche und private Flächen als Standorte
Als Standorte für die neuen Zeltstädte kommen große Grundstücke mit Zufahrtsstraßen, Starkstrom- und Wasseranschluss sowie festem Fundament in Frage. In der Diskussion sind offenbar öffentliche wie private Flächen.
Anreiz für die Kommunen: Die Plätze in den Landeseinrichtungen werden auf das städtische Flüchtlingskontingent angerechnet und in den Finanzzuweisungen als Einwohnerzuwachs berücksichtigt. Dennoch rechnet man in Düsseldorf mit schwierigen Standortverhandlungen.