Düsseldorf. Auf der Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge stellt das Jugendherbergswerk ab Herbst einige Häuser zur Verfügung. Kommunen fordern mehr Hilfe.
In ihrer Not bei der Unterbringung von Flüchtlingen hat der Städte- und Gemeindebund vor einem "Kollaps" der Kommunen in Nordrhein-Westfalen gewarnt. Die Kommunen seien damit überfordert, innerhalb weniger Stunden Hunderte Asylsuchende unterbringen zu müssen, stellte der Städte und Gemeindebund NRW am Montag fest. "Das Land hat viel zu spät auf den wachsenden Zustrom der Flüchtlinge reagiert und nicht genügend Plätze in den Erstaufnahmeeinrichtungen geschaffen", sagte Hauptgeschäftsführer Bernd Jürgen Schneider am Montag. Das Land dürfe die Aufgabe nicht auf die Kommunen abwälzen, sondern müsse selbst Provisorien einrichten.
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Die zuständige Bezirksregierung Arnsberg erwartete für diese Woche 5900 Flüchtlinge und damit eine weitere Steigerung von 600. "Wir bewegen uns in der letzten Zeit in Dimensionen, die man vorher bei weitem nicht gekannt hat", sagte Behördensprecher Christoph Söbbeler. Die Kommunen müssten weiter damit rechnen, innerhalb von Stunden Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung stellen zu müssen.
Hunderte Plätze ab Herbst in Jugendherbergen
Unterdessen kündigte das Deutsche Jugendherbergswerk an, in Jugendherbergen ab Herbst Plätze für Flüchtlinge anzubieten. Auf Bitten der Bezirksregierung Arnsberg wollen sechs Häuser in Finnentrop, Meinerzhagen, Lünen, Solingen, Lindlar und Wuppertal fast 900 Plätze für Asylsuchende einrichten. Diese Unterkünfte stünden von Oktober bis Januar zur Verfügung, sagte Sprecher Knut Dinter. Das Jugendherbergswerk komme damit der moralischen Verpflichtung nach, in Notfällen zu helfen.
Optionen für die Nutzung von Jugendherbergen gebe es zudem in Dorsten, Breckerfeld (Glörsee), Höxter und Horn-Bad Meinberg, sowie in Hellenthal, Kevelaer und Wipperfürth. "Wir organisieren die Buchungen von Urlaubern und Freizeitgruppen so, dass einzelne Häuser komplett frei werden, um Flüchtlinge aufzunehmen", sagte Dinter.
Innenminister Jäger fordert mehr Kasernen
Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) forderte den Bund auf, noch mehr Bundeswehrkasernen für die Unterbringung zur Verfügung zu stellen. "Der Bund muss rasch dafür sorgen, dass geeignete leerstehende Bundeswehrkasernen für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden können", sagte Jäger am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
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In einem Schreiben an Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) regte er nach Informationen der "Rheinischen Post" (Montag) die Beschleunigung des Asylverfahrens für Flüchtlinge aus dem Westbalkan an, wie zu Jahresbeginn bei den Kosovaren. Außerdem müsse die Bundesregierung in den entsprechenden Ländern deutlich machen, wie aussichtslos der Weg nach Deutschland sei.
Wie die Zahlen steigen, ist nicht planbar
Die Bezirksregierung Arnsberg geht davon aus, dass der Unterricht in Schulen, die jetzt noch als Notunterkunft genutzt werden, nach den Ferien wieder ganz normal stattfinden wird. "Das steht außer Frage", sagte Söbbeler. Diese Zielsetzung gelte auch für die Turnhallen. Wie sich die Situation aber dort im Einzelfall entwickle, könne niemand absehen.
Die nicht vorhersehbare Entwicklung sei Teil des Problems. "Dass die Zahlen steigen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber wie konkret, das ist heute nicht planbar", sagte Söbbeler. Die Suche nach weiteren Unterkünften laufe parallel weiter. "Eine Alternative dazu gibt es einfach nicht. Leute auf der Straße stehenlassen, ist ein Gedankenspiel, das mit einem Tabu belegt ist." (dpa)