Berlin. . Wolfgang Bosbach, CDU-Bundestagsabgeordneter, war schon immer gegen alle Griechenland-Rettungskredite. Die aktuelle Debatte um ein erneutes Hilfspaket hat ihn nun dazu veranlasst, vom Vorsitz des Innenausschusses zurückzutreten.

Monatelang überlegte er, „wie es weitergehen soll“. Ergebnis: Es geht weiter für Wolfgang Bosbach. Am Donnerstag gab der CDU-Abgeordnete bekannt, dass er im Bundestag bleiben, den Vorsitz im Innenausschuss aber niederlegen werde – wegen Griechenland! Das ist verwirrend und erklärungsbedürftig. Bosbachs Internetseite brach mittags zusammen, als Mitarbeiter dort seine Erklärung – „ausnahmsweise: In eigener Sache“ – einstellten.

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Von Miguel Sanches

Man muss lange zurückgehen, sagen wir mal: bis Ende Februar. Damals schüttete der Abgeordnete für den Rheinisch-Bergischen Kreis der „Rheinischen Post“ sein Herz aus. Jede Abstimmung über neue Hilfen für Griechenland sei eine Frage der Solidarität mit der Bundesregierung. Der „Euro-Rebell“ sprach über eine Loyalitätsfalle. Er konnte seinen Überzeugungen oder der Kanzlerin treu bleiben, nie beiden gleichzeitig. Er war es leid. „Ich will nicht immer die Kuh sein, die quer im Stall steht.“

Bosbach saß in der Argumentationsfalle

Fortan wurde der 63-Jährige bei jeder Griechenland-Entscheidung gefragt, wie es weiter gehe. Er saß in einer Argumentationsfalle. Um nicht unglaubwürdig zu werden, musste eine Entscheidung her. Mit der örtlichen CDU beschloss er, den Vorsitz im Innenausschuss aber aufzugeben. Bosbach will klarmachen, dass er weniger an Ämtern, umso mehr an Überzeugungen hänge, für die er im Parlament werben könne, „ohne Mandat wäre mir das nicht mehr möglich.“

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Er tritt nicht zurück, er tritt kürzer; und tritt unabhängiger denn je auf, weil er nichts mehr zu verlieren hat. Nach der Entscheidung und einer Erklärung eilte er zu einer Familienfeier: Seine Eltern haben Hochzeitstag. Seine politische Familie hatte ihm zuletzt viel zugemutet, vor allem Generalsekretär Peter Tauber. Der hatte in einem Blog gelästert, „man kann auf verschiedene Arten Nein sagen. Manche Abgeordnete machen daraus ein Geschäftsmodell.“ Bosbach fühlte sich angesprochen. Die Kritik lasse ihn „nicht kalt“. Zum Schweigen brachte sie ihn aber nicht.