Nach Beratungen mit seinem Kreisverband will Wolfgang Bosbach im Bundestag bleiben. Sein Amt als Vorsitzender des Innenausschusses gibt der CDU-Politiker ab - wegen Merkels Griechenland-Politik.

In den Redaktionen der Talk-Shows werden sie die Sektkorken knallen lassen: Wolfgang Bosbach bleibt ihnen erhalten. Er muss nicht aus dem Adressbuch radiert werden.

Er ist der prominenteste Kritiker der Euro-Rettungspolitik. Was er sagt, hat Substanz und ist reizvoll, weil er von der CDU-Linie abweicht, telegen und schlagfertig ist. Was wir schon immer wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Wird sein Honorar aus dem Informations- oder dem Unterhaltungssetat gezahlt?

Er bleibt im Bundestag, gibt aber den Vorsitz im Innenausschuss auf. Das ist nicht logisch. Bestenfalls ist es vor dem Hintergrund erklärbar, dass Bosbach oft genug damit kokettiert hat, Schluss zu machen. Er musste jetzt handeln und nebenbei dem Affen Zucker geben, in diesen Fall: uns, den Journalisten, den Medien.

Einen gewissen Zwiespalt hat er selbst gespürt: "Vielleicht wäre es konsequenter gewesen, mein Mandat ganz aufzugeben, aber das wäre auch etwas widersprüchlich." Von einem Abgeordneten muss man erwarten dürfen, dass er zu seinen Überzeugen steht und kämpft.

Entscheidungen fallen in der Politik nicht selten im kleinen Kreis und setzen einen großen Herdentrieb voraus. Es stimmt, Bosbach profiliert sich auf Kosten der Herde, vielleicht ist es sogar sein Geschäftsmodell. Auf den Verdacht können nicht nur CDU-Generalsekretäre kommen. Aber: Wir sollten uns nicht einreden lassen, dass die Abnicker die stillen Helden sind und die Bosbachs die Störfalle der Demokratie sind.