Berlin. Die neue AfD-Chefin Petry stellt in Berlin die neue Führungsmannschaft der Partei vor. Diejenigen unter den Vorstandsmitgliedern, die als stramm rechts gelten, halten sich weitgehend im Hintergrund.
Jetzt steht sie oben, ganz oben. Über die Dachterrasse des Büros der AfD-Bundespartei weht ein kräftiger Wind. Das graue Haupthaar der älteren Herren, die Frauke Petry (40) beim Parteitag in Essen so tatkräftig unterstützt haben, gerät in Unordnung. Nur bei der unverwüstlichen neuen Parteichefin sitzt alles akkurat: Die Kurzhaarfrisur, das etwas starre Lächeln und die politische Ausrichtung. Sie sagt: "Die Partei steht genau da, wo sie 2013 gestanden hat."
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Wenn da nur die lästigen Fragen der Journalisten nicht wären, die sie an die verbalen Entgleisungen einiger Vorstandskandidaten beim Parteitag am vergangenen Wochenende in Essen erinnern - und an ihren eigenen Satz vom Islam, der angeblich nicht mit einem demokratischen Staatsverständnis zu versöhnen sei. Jetzt, wo die Schlacht geschlagen und Parteigründer Bernd Lucke entmachtet ist, drückt sich die neue Parteivorsitzende differenzierter aus. Sie habe ja nicht den Islam als Religion gemeint, sagt sie, sondern lediglich den "politischen Islam".
Luckes Pläne zur Gründung einer eigenen Partei
Doch nicht nur die Presse stört den Triumph der Parteichefin. Auch Lucke nervt, wenn auch aus dem Off. Denn neben dem von früheren Parteifreunden konstatierten "Rechtsruck" der AfD, den Petry standhaft leugnet, dreht sich die Diskussion am Rande der ersten Sitzung des neuen Vorstandes auch um Luckes Pläne zur Gründung einer eigenen Partei.
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Entschieden ist da zwar noch nichts. Die Lucke-Anhänger wollen erst von einem Meinungsforschungsinstitut herausfinden lassen, wie groß das Wählerpotenzial für eine neue "Lucke-Partei" wäre.
Doch der Nerv-Faktor ist trotzdem relativ hoch. Denn Lucke sagt, "ich denke, dass sich die AfD sehr stark in Richtung Populismus bewegt, damit verliert sie das gebildete Bürgertum und wird zu einer Art Arbeiter-und-kleine-Leute Partei so wie der Front National".
Wähler zurückholen
Das sitzt. Denn Petry hat in diesen Tagen vor allem ein Ziel: Die bürgerlichen Parteimitglieder und Wähler zurückzuholen, die sich nach dem Führungswechsel von der AfD distanziert haben. Dafür ist es ganz wichtig, die Erinnerung an diesen Parteitag, bei dem sich neben vielen Biedermännern auch einige Brandstifter und Krakeeler austoben durften, vergessen zu machen.
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Deshalb hat Petry diese Woche denjenigen Mitgliedern, die in Essen nicht mit dabei waren, in einer E-Mail erklärt, die Berichte über den Parteitag seien übertrieben und negativ gefärbt gewesen. Das klingt stark nach "Lügenpresse" und ist damit ganz nah bei "Pegida".
Zwar ist Petry nach eigenem Bekunden fest davon überzeugt, dass Luckes AfD 2.0 nur eine "Klientelpartei" wäre, im Gegensatz zur "Original-AfD", die eine "Volkspartei" sei. Doch ein Störfaktor wäre diese neue Splitterpartei allemal - besonders bei den im Frühjahr anstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Zumindest in einem Punkt sind sich Petry und Lucke einig: Dass sie nicht mehr zusammenarbeiten müssen, beschreiben beide als "befreiend". (dpa)