Berlin. . Der AfD-Gründer Bernd Lucke hat den Machtkampf in seiner Partei gegen Frauke Petry verloren und wird vermutlich eine neue Partei gründen. Ungewiss ist, wie viele ihm folgen.
Mit Bernd Luckes Austritt hatten sie bei der Alternative für Deutschland (AfD) seit einer Weile gerechnet. Längst einkalkuliert ist auch die Gründung einer neuen Partei. „Es ist völlig klar, was er vor hat“, sagt der NRW-Chef der AfD, Marcus Pretzell, dieser Zeitung. „Er ist schon lange zweigleisig gefahren“, unkt der Vertraute von Parteichefin Frauke Petry.
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Seit dem Parteitag in Essen am Wochenende sind die Verhältnisse geklärt. Lucke hat den Machtkampf um den AfD-Vorsitz gegen Petry verloren und will heute offiziell austreten. Viele werden dem Beispiel des AfD-Gründers folgen. Einige haben es angekündigt. Für Hans-Olaf Henkel, der bereits am Sonntag ausgetreten war, kommt Luckes Entscheidung nicht überraschend. „Ich habe Lucke nicht darin bestärkt, das war gar nicht nötig.“ Der Austritt sei konsequent, sagt Henkel dieser Zeitung. AfD-Vize Alexander Gauland sieht das genau so. „Die AfD ist nicht mehr seine Partei.“ Gauland sagt das aus einer anderen Perspektive als Henkel. Lucke habe in den „vergangen Monaten alles falsch gemacht“.
Lucke hatte die Initiative „Weckruf 2015“ ins Leben gerufen
Jetzt also Plan B: Lucke hatte schon im Mai die Initiative „Weckruf 2015“ ins Leben gerufen. So vergewisserte er sich, wie viel Gefolgschaft und Rückhalt ihm geblieben waren. 4000 Mitglieder zählt „Weckruf“. Die Hälfte beteiligt sich gerade an einer Befragung, die immer noch läuft, über die Gründung einer neuer Partei. Dafür stimmten bisher mehr als 75 Prozent.
Henkel, der wie Lucke für das eher seriöse, akademische Profil der AfD stand, überlegt, ob er bei einer neuen Partei dabei sein wird. „So weit bin ich noch nicht“, sagt er. Fast 22 000 Mitglieder hat die AfD. Wie viele ihr den Rücken zukehren werden, ist unklar.
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Chaotisch ist die Situation im EU-Parlament. Von sieben AfD-Abgeordneten wollen fünf die Partei verlassen. Die AfD wird künftig in Straßburg nur noch von Pretzell und seiner Kollegin Beatrix von Storch vertreten. In der EKR, einem 74-köpfigen Zusammenschluss von europäischen Konservativen und Euro-Skeptikern, werden sich künftig drei deutsche Parteien tummeln: Wie bisher die AfD und die Familienpartei und fortan als dritte Gruppe Lucke und seine Freunde vom „Weckruf“. Das gefällt Gauland gar nicht. Er fordert Lucke und Henkel auf, ihre Mandate aufzugeben.
Henkel, den Gauland aus dem EU-Parlament drängen will, hat mit seiner alten Partei übrigens noch eine Rechnung offen. Die AfD schuldet ihm Geld. Henkel hatte der Partei einen Kredit von einer Millionen Euro gewährt – als Starthilfe für die Wahlkämpfe. Zwei Drittel sind jedoch schon getilgt, am 1. September wird die AfD die letzte Rate zahlen.