Berlin.. Die neue Parteichefin Frauke Petry versucht einen Neustart und versucht, das Image einer „Pöbelpartei“ zu korrigieren. Dabei redet sie aber noch viel über den ehemaligen Chef.


Es ist windig, die hellblaue AfD-Wand wackelt. Pressesprecher Christian Lüth muss sie festhalten, sonst würde sie vielleicht auf Frauke Petry und den neuen Vorstand der Alternative für Deutschland (AfD) kippen. Es ist die erste Pressekonferenz des AfD-Vorstandes nach dem Parteitag in Essen. Frauke Petry hat gewonnen. Der Verlierer ist ausgetreten, jetzt auch offiziell. Das Schreiben von Bernd Lucke habe die AfD „schriftlich vorliegen“, sagt Petry. Sie klingt erleichtert. Doch eigentlich will sie nicht so viel über Lucke reden.

Die Gewinnerin will lieber über die Zukunft sprechen. „Die Krise des Euro bleibt wichtigstes Thema“, sagt sie. Die direkte Demokratie sei ebenso wichtig. Dann nennt Petry noch die Themen Mittelstandsförderung, Familien und Einwanderung.

Um Seriosität bemüht

Über den Parteitag in Essen war vor allem berichtet worden, dass die AfD nach rechts driftet. Jetzt steuert Petry gegen das Image, das auch der ausgetretene Ex-Vorstand Hans-Olaf Henkel der Partei verpasst hat: „Pöbelpartei“ und „NPD im Schafspelz“. Petry steht gerade da, spricht ruhig und sachlich. Sie will Seriosität ausstrahlen. Bittet ihren neuen Co-Vorsitzenden Jörg Meuthen, Professor der Volkswirtschaftslehre in Kiel, um ein paar Worte zu Griechenland.

Doch Lucke wird sie nicht los. Sie wiederholt, was Parteivize Alexander Gauland am Vortag in dieser Zeitung gefordert hat: Alle nun aus der Partei ausgetretenen AfD-Mitglieder sollen auf ihre Sitze in den Parlamenten verzichten – auch Bernd Lucke. „Die AfD wird um ihre Mandate betrogen“, sagt sie. Dann ist da noch die Frage, wie viele Mitglieder mit Lucke austreten werden. Petry geht von maximal 20 Prozent aus. Eine mögliche Neugründung durch Lucke tut Petry schon mal als Klientelpartei ab.

Ein Journalist fragt: „Tut Ihnen Lucke leid?“ Petry sagt: „Er tut mir schon leid.“ Aber vor allem täten ihr die Mitglieder leid, die unter ihm gelitten hätten. „Lucke hat die Seele der Partei verletzt.“ Es sieht so aus, als würde die AfD auch ohne Lucke nicht zur Ruhe kommen.