Washington. . Einiges ließen sie Donald Trump durchgehen, jetzt haben selbst die republikanischen Parteifreunde genug von den Eskapaden des exzentrischen Baulöwen.
Gerade Mal zwei Wochen ist es her, dass Donald Trump seine seit 15 Jahren im Raum stehende Androhung wahrgemacht hat. Der privat auf acht Milliarden Dollar Vermögen taxierte Bau-Unternehmer kandidiert in den USA 2016 für das höchste Staatsamt. Seither hat der 69-Jährige mit der sonderbaren Vogelnest-Frisur mehr verbrannte Erde hinterlassen als alle anderen 13 republikanischen Kandidaten zusammen.
Wie gewöhnlich hat Trump die gesamte Konkurrenz von Jeb Bush bis Marco Rubio in Bausch und Bogen als „komplett unfähig“ verdammt und sich selbst einmal mehr als Messias angepriesen, der Amerika vor dem Untergang retten würde, wenn man ihn denn nur ins Weiße Haus ließe.
Das ließ man dem für notorische Großmäuligkeit bekannten Nachkommen rheinland-pfälzischer Einwanderer noch halbwegs durchgehen. Einmal Donald, immer Donald.
Konservative in Schieflage
Auch dass Trump bei seinem seifenopernartigen Auftritt mit der Familie im firmeneigenen Trump-Tower von New York Komparsen fürs Klatschen bezahlte und unerlaubter Weise Neil Youngs Hit „Rockin’ in the Free World“ zur musikalischen Untermalung missbrauchte, wird als Fußnote betrachtet.
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Wie der zum dritten Mal verheiratete Vater von fünf Kindern allerdings über die Landsleute einer der demografisch wichtigsten Wählergruppen herzog, könnte Trump noch vor Beginn der heißen Wahlkampfphase das Genick brechen und das konservative Lager insgesamt in ein schiefes Licht setzen. „Sie bringen Drogen, sie bringen Kriminalität mit sich. Sie sind Vergewaltiger“, sagte Trump mit Blick auf mexikanische Einwanderer und kündigte an, im Falle seiner Wahl an der Grenze zum amerikanischen Hinterhof eine unüberwindbar hohe Mauer zu bauen. „Glaubt mir, wenn ich eines kann – dann bauen.“
Fernsehsender setzen ihm den Stuhl vor die Tür
In Latino-Kreisen kochte die Empörung so hoch, dass große Fernsehsender, die Trumps „Miss Universe“-Schönheitswettbewerbe ausstrahlen, die Zusammenarbeit kündigten. Nach Univision und dem US-Network NBC setzte auch das größte spanisch-sprachige Medien-Unternehmen Televisa Trump den Stuhl vor die Tür. Begründung: „Respekt und Würde sind Ecksteine unseres Wertekatalogs“, schrieb NBC. Televisa warf Trump vor, die „gesamte mexikanische Nation beleidigt zu haben“. Trump lässt das kalt. In Chicago erneuerte er jetzt seine Angriffe, warf der mexikanischen Regierung einen Komplott vor und kündigte an, die Sender allesamt auf millionenschweren Schadensersatz zu verklagen.
Während sich die demokratische Partei mit ihrer favorisierten Kandidatin Hillary Clinton offen über „Trampel Trump“ freut, herrscht in konservativen Kreisen Sprachlosigkeit über die Attacken des Baulöwen. Ungut haben die Republikaner noch in Erinnerung, wie ihr Kandidat Mitt Romney 2012 illegale Einwanderer aus dem Süden aufforderte, doch bitte eigenständig das Land zu verlassen. Die Quittung erhielt der mormonische Geschäftsmann am Wahltag. Hunderttausende „Hispanics“ machten bei Obama ihr Kreuz.
Umfrage sehen ihn vorne
Den Egomanen Trump, dessen Firmen-Konglomerat in der Vergangenheit mehrfach vor der Pleite stand, als regierungsunfähig abzukanzeln, fällt Partei und Konkurrenten aber nicht ganz ohne Grund schwer. Umfragen in Bundesstaaten, die Anfang 2016 zuerst über die Auswahl des Präsidentschaftsbewerbers entscheiden, sehen Trump auf den vorderen Plätzen. Sätze wie: „Ich würde gegen die Terroristen des Islamischen Staates so hart und so schnell zuschlagen, dass sie gar nicht wissen, was mit ihnen geschieht“ oder „Unser Land braucht einen wirklich großen Führer, ich bin der Beste“ verfangen bei manchen Zeitgenossen.
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Reißt der Zuspruch nicht ab, würde Trump womöglich am 6. August gemeinsam mit neun anderen Teilnehmern bei der ersten landesweit ausgestrahlten Fernseh-Debatte dabei sein. Sein konsequent auf Rüpelei setzendes Auftreten, sein Hang zur radikalen Vereinfachung komplexer internationaler Probleme und seine Lust zur Demütigung anderer könnte in einer „wilden Keilerei mit Worten enden, bei der alle verlieren“, befürchten republikanische Strategen. Sie hoffen, dass „The Donald“ die Tonlage dimmt und („etwas“) Format zeigt. In seiner Reality-Show „The Apprentice“ (Der Lehrling), sagte gestern ein republikanischer Kongressabgeordneter in Washington, hätte Trump längst den Spruch zu hören bekommen, den er sonst seinen TV-Kandidaten an den Kopf zu werfen pflegte: „Du bist gefeuert.“