Berlin. . Experten schätzen, dass Deutschland bei einem Staatsbankrott mit bis zu 87 Milliarden Euro haftet. Alle Risiken, Summen und Fristen im Überblick.
Nein, Sorgen müsse sich niemand machen. Das vermittelt zwar die Bundeskanzlerin. „Alle Spekulationen mit riesigen Milliardenbeträgen sind aus der Luft gegriffen“, sagte Angela Merkel in dieser hektischen Woche, in der sich der Schuldenstreit mit Griechenland so verhärtet hat. Dann fügte sie hinzu: „Wenn Belastungen kommen, dann sehr spät und in überschaubarer Form.“
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Doch um wie viele Milliarden, wenn nicht heute, so doch in einigen Jahren, geht es? Mit welcher Summe Deutschland am Ende haften muss, hängt auch davon ab, wie der Konkurs abläuft: Wird Athen zahlungsunfähig? Verlässt das Land den Euro-Raum? Bei einem Grexit erhöht sich das Haftungsrisiko. Schlimmstenfalls geht es laut Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung um 87 Milliarden Euro.
Risiko 1: Das erste Hilfsprogramm
Zu allererst stünden die Kredite im Rahmen der beiden Hilfspakete im Feuer. Es war im Jahr 2010, als die Europartner und der Internationale Währungsfonds (IWF) 73 Milliarden Euro überwiesen. Deutschland war daran mit knapp 29 Prozent beteiligt, also 15,2 Milliarden Euro. Damit bürgt Berlin für Kredite, die an Griechenland weitergereicht wurden. Bedient die Regierung in Athen sie nicht mehr, muss das Deutschland übernehmen.
Risiko 2: Der Rettungsschirm
Das zweite Hilfsprogramm – das über den von den Euro-Partnern gegründeten Rettungsschirm EFSF läuft und nun endet – hat ein Volumen von 142 Milliarden Euro erreicht. Deutschland haftet für 38,5 Milliarden Euro. So droht Deutschland aus beiden Hilfsprogrammen zusammen ein Schaden von rund 53 Milliarden Euro.
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Addiert man den rechnerischen deutschen Anteil an IWF-Krediten hinzu, kommen weitere ein bis zwei Milliarden Euro hinzu.
Risiko 3: Die Staatsanleihen
Möglicherweile ist das aber nicht alles. Die Europäische Zentralbank hat bislang für knapp 20 Milliarden Euro griechische Staatsanleihen gekauft. Andere Notenbanken im Euroraum halten weitere Staatsanleihen des Krisenlandes. Diese Papiere wären im Fall einer griechischen Staatspleite zunächst wertlos. Für den deutschen Bundesfinanzminister, so rechnen die ifo-Experten vor, liegt dieses Risiko bei ungefähr 4,5 Milliarden Euro.
Und dann gibt es, ebenfalls laut ifo-Institut, möglicherweise auch noch Verluste aus Finanzaktionen der griechischen Zentralbank. 30 Milliarden Euro davon müssten von Deutschland getragen werden. Ob das wirklich auf den Steuerzahler zurückfällt, ist unter Ökonomen umstritten.
Das Gesamtrisiko
Die ifo-Experten kommen jedoch im schlimmsten Fall auf ein Gesamtrisiko für Deutschland in Höhe von etwa 87 Milliarden Euro.
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Zum Vergleich: Für Frankreich sind es 66,5 Milliarden, für Italien 58 Milliarden, und für Spanien rund 40 Milliarden. Für ein kleineres Land wie Österreich sind es gut neun Milliarden.
Die Fristen
Die Zahlungen werden frühestens ab dem Jahr 2020 fällig – und sie ziehen sich dann – schrittweise – über Jahre hinweg. Meistens liegt die jährlich fällige Summe zwischen ein und zwei Milliarden Euro, mal auch darunter, aber nie über drei Milliarden. Von daher erklärte das Bundesfinanzministerium, Sparer und Steuerzahler müssten sich keine Sorgen um eventuell notwendige neue Kredite für den Bundeshaushalt machen. Wolfgang Schäubles „schwarze Null“, der ausgeglichene Staatshaushalt ist sein Prestigeprojekt, sei nicht in Gefahr.