Straßburg. Nachdem “Alternative für Deutschland“-Vorsitzender Lucke eine Kampagne gegen rechtsnationale Kräfte in der Partei gestartet hat, versuchen die Ko-Vorsitzenden, ihn zu isolieren.
In der Alternative für Deutschland verschärft sich der Machtkampf zwischen rechtsnationalen und gemäßigten Kräften. Der liberale Flügel um Parteigründer Bernd Lucke startete unter dem Motto "Weckruf 2015" eine Kampagne gegen den rechten Flügel. Daraufhin veranlassten seine Co-Vorsitzenden Frauke Petry und Konrad Adam, dass Luckes Zugang zum Mailverteiler an alle AfD-Mitglieder gesperrt wird. Lucke bestritt am Dienstag Vorwürfe, er bereite mit dem "Weckruf" die Gründung einer neuen Partei vor. Ihm gehe es vielmehr darum, eine Spaltung zu vermeiden und die AfD als gemäßigte Partei zu bewahren, beteuerte er.
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Lucke will rechtspopulistische Kräfte in der eurokritischen AfD auf dem Bundesparteitag am 13. Juni politisch isolieren. Luckes wichtigste Gegenspielerin ist Co-Chefin Petry, zugleich Vorsitzende des sächsischen Landesverbandes. Unterstützt wird sie vom Brandenburger AfD-Chef Alexander Gauland und dem nordrhein-westfälischen Landeschef Marcus Pretzell.
Lucke: "Wir sind keine Protest- und Wutbürger-Partei"
Mit Blick auf den rechtslastigen AfD-Flügel warnte Lucke in Straßburg vor der Gefahr, durch einen "falschen Zungenschlag" viele Mitglieder zu verlieren. "Wir sind keine Protest- und Wutbürger-Partei", sagte Lucke. Er rief Petry auf, sich seinem "Weckruf" anzuschließen. "Es wäre auch für sie ein Problem, wenn die Partei destabilisiert würde."
Lucke und seine Mitstreiter werben auf einer Homepage für ihren neu gegründeten Verein "Weckruf 2015". Ziel ist demnach eine Erneuerung der tief zerstrittenen AfD ohne "Karrieristen, Intriganten und Vertreter der Neuen Rechten". Zu den Unterstützern zählen Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel und der Hamburger Landeschef Jörn Kruse.
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Petry sagte, Luckes "Weckruf" sei nicht geeignet, die widerstreitenden Flügel zu vereinen und verunsichere die Mitglieder. Zudem sei fraglich, ob die Gründung des Vereins mit den AfD-Statuten vereinbar sei. Petry begrüßte Luckes Angebot zu Konsensgesprächen, stellte aber dessen Einigungswillen infrage. Eine Kandidatur gegen Lucke bei der Wahl der Parteiführung im Juni schloss sie nicht aus.
Der AfD-Landesvorstand in Mecklenburg-Vorpommern rief seine Mitglieder auf, sich der Initiative Luckes nicht anzuschließen. In einem Schreiben des Vorstandes vom Dienstag hieß es, die von Henkel geplante "Säuberung" der Partei von vermeintlich rechtsradikalen Elementen erinnere an DDR-Zeiten: "Wer die großartigsten Ideen der sozialistischen Führung nicht ausreichend würdigte, wurde ganz schnell zum Konterrevolutionär. Geht das denn schon wieder los?"
Co-Parteichef Adam spottete in der "Bild"-Zeitung, der Name "Weckruf 2015" erinnere an die Zeugen Jehovas oder an die Heilsarmee. Andere Lucke-Kritiker gründeten eine satirische Facebook-Gruppe mit dem Titel "Rückruf 2015". (dpa)