Essen. . 1000 Kitas geschlossen, 10.000 Erzieherinnen im Ausstand – im ganz NRW müssen sich Eltern Gedanken um die Betreuung ihrer Kinder machen.
Ohne Großeltern und viel Improvisation lief am Montag gar nichts: 1000 Kitas in NRW blieben geschlossen oder nur notgeöffnet, 10 .000 Erzieherinnen streikten. Seit Montag sind die Streiks an kommunalen Kindertagesstätten auf ganz Deutschland ausgeweitet. Unter dem Druck der Situation zeigten sich sogar einige Arbeitgeber flexibel, boten den Eltern an, ihre Kinder mit ins Büro zu bringen.
Die Gewerkschaft Verdi fordert für die Erzieher im öffentlichen Dienst eine Neuregelung ihrer tariflichen Eingruppierung, die durchschnittlich zehn Prozent mehr Lohn bedeutet. Außerdem geht es den Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst um mehr Anerkennung in ihrem Beruf. Nach Gewerkschaftsangaben verdient eine Erzieherin zwischen 2768 Euro und 2946 Euro brutto, eine Kita-Leiterin zwischen 2807 und 3617 Euro brutto.
Aus dem Streik ein Geschäft machen
Und während die Erzieher sich am ersten Tag ihres Ausstandes in den Streiklokalen in Listen eintrugen und ihre Aktionen der nächsten Tage planten, blieben viele Kitas geschlossen oder auf Notgruppen reduziert. „Die meisten Eltern können auf Großeltern zurückgreifen oder haben sich untereinander organisiert, aber wir haben auch Eltern erlebt, die von Existenzängsten geplagt werden. Mancher ist in Sorge, seine Arbeit zu verlieren“, sagt eine Erzieherin einer Essener Notgruppe.
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Von Kommune zu Kommune unterschiedlich gehandhabt wird die Frage der Erstattung der Kita-Gebühren. Juristisch ziehen sich die meisten Kommunen auf die Formel zurück, der Streik sei „höhere Gewalt“. Für klamme Kommunen, die unter Haushaltssicherung stehen, gilt ein Erlass, der es untersagt, Gebühren zu erstatten. Dennoch haben Städte wie Dortmund und Oberhausen beschlossen, sie zurück zu zahlen. Hagen schließt sich ab dem elften Streiktag an.
Unabhängig davon ermuntert Verdi alle Betroffenen, die Gebühren einzufordern. „Die Städte wollen aus dem Streik ein Geschäft machen, wollen das Geld einsacken“, argumentiert Verdi-Sprecher Günter Isemeyer. Der Städte- und Gemeindebund jedoch äußerte Verständnis für den Frust der Eltern. Dessen Hauptgeschäftsführer Bernd Jürgen Schneider meinte mit Bezug auf den langen Streik der Eisenbahner, die Gewerkschaft müsse „aufpassen, dass sie die Kindergärtnerinnen nicht zu Lokführern der sozialen Landschaft macht“.