San Francisco. . CDU-Landeschef Armin Laschet tourt durch das Silicon Valley in den USA. Eine Erkennntis: In den USA sitzt das Fördergeld für gute Ideen lockerer.

Anzug, Krawatte, weißes Hemd. Beim Besuch des digitalen Giganten Facebook verstößt Armin Laschet gegen den lockeren Dresscode der Turnschuh-Tüftler. Die Kreativen im Silicon Valley tragen Jeans, T-Shirts, kaum einer ist über 40. In den Entwicklungslaboren im mächtigsten Tal der Welt wagt Laschet einen Blick in die Zukunft. Die Botschaft der Computer-Freaks ist eindeutig: Wer sich nicht entwickelt, wird abgewickelt.

Für neun Tage ist der CDU-Landeschef in die USA gereist, um in der Welt der Bits zu lernen, wie NRW digitaler und moderner werden kann. Mostafa Akbari, Chef des Aachener Software-Start-UPS bitstars, sieht das Grundübel in der fehlenden Gründungskultur in Deutschland. "In den USA wird man unterstützt, wenn man eine gute Idee hat, in Deutschland, wenn man Erfolg hat." Akbari baut jetzt mit Hilfe der Business-Experten von "German Accelerator" auf neue Netzwerke, um in den USA bei Investoren Millionen einzusammeln.

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Laschet beklagt, dass exzellente Techniker an Deutschlands Unis kaum Anreize finden, eine Firma zu gründen und deshalb lieber auf einem sicheren Job in der Industrie anheuern. In Kalifornien dagegen sind allein 1600 junge Forscher zu Millionären geworden, weil sie in der Gründungsphase des digitalen Dienstes Twitter mit Firmenanteilen honoriert wurden. Saeed Amidi, den sie den "Paten vom Valley" nennen, glaubt allerdings, dass sich in der deutschen Mentalität langsam etwas verändert. In nur neun Jahren hat Amidi 3000 Firmengründer meist in den USA mit einer finanziellen Starthilfe von Investoren versorgt. Aber der führende Netzwerker mit Kontakten zu fast allen Weltkonzernen betreut derzeit auch 56 Gründer in Deutschland.

Laschet bereits im Wahlkampfmodus

Wer die Zukunft studieren will, muss ins Morgen-Land 50 Meilen südlich von San Francisco fahren. Firmen wie Google, Apple und Microsoft haben 500.000 Jobs geschaffen. Kritiker warnen aber auch, dass durch die vernetzte Welt auf Dauer Millionen Arbeitsplätze vernichtet werden. Laschet registriert denn auch mit Skepsis die im Silicon Valley vielfach zu spürende Vision einer perfekten digitalen Welt. Der CDU-Politiker hält es für wichtig, soziale Standards und den Datenschutz in Deutschland nicht aus dem Blick zu verlieren.

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Zwei Jahr vor der NRW-Landtagswahl wechselt Laschet längst in den Wahlkampfmodus. Politik braucht Bilder. Während Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) durch China tourte, nutzt Ihr Herausforderer den US-Trip nach Washington, Kentucky und Kalifornien als Trainingslager. Laschet, der sich mit ordentlichem Englisch in der Welt des schnellen Internets bewegt, will Kraft das Thema "Industrie 4.0" nicht überlassen und sammelt Eindrücke und Informationen. "Wir müssen mehr Netzwerke für Gründer aufbauen", sagt Laschet. Dafür sollen Hochschulen aktiver werden. Der Oppositionspolitiker fordert, dass Kraft mehr Platz für Neues lässt.

Der Autobauer Tesla Motors im Silicon Valley beweist, dass es auch für exklusive Elektroautos einen Markt gibt. in Kürze werden jährlich 50.000 Teslas verkauft - Zielmarke sind 500.000. Mit einer revolutionären neuen Batterie will Tesla auch das Energiespeichern in Häusern für nur 3500 Dollar ermöglichen. Deutschlands Entwickler sind längst nicht so weit. Beim Rundgang durch die blitzblanken Tesla-Produktionshallen staunt Laschet über die Dynamik der Entwickler in Freemont. Dass auch die Tesla-Elektroautos mit Federn aus Attendorn ausgerüstet werden, kann ihn kaum beruhigen.

"Wir brauchen einen Masterplan"

Laschet sucht in den USA Antworten auf zentrale Fragen: "Was entwickelt sich, was hat Relevanz für NRW." Die größte industrielle Dynamik in NRW gibt es in ländlichen Regionen in Südwestfalen und an der Rheinschiene, wo die Infrastruktur mit schnellem Internet aber oft nur schlecht ausgebaut ist. "Wir brauchen einen Masterplan", drückt der Kritiker aufs Tempo.

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Während in NRW noch über weiße Flecken beim Breitbandausbau diskutiert wird und Schulen in der Kreide- und Schieferzeit stecken geblieben sind, setzen Tausende Garagen-Firmen und megareiche Konzerne im Mekka der digitalen Welt im Silicon Valley Fakten für die Zukunft.

Bei Facebook staunt Laschet über die etwas andere Arbeitswelt der Entwickler. Die 4500 Beschäftigten treffen sich in Bistros, in denen alles kostenlos angeboten wird. Snacks, Getränke, Süßwaren. Wenige Meter weiter stehen Flippergeräte und Tischtennisplatten zur Entspannung. Der Campus wirkt fast wie ein fröhlicher Freizeitpark. Und wenn die Geschäfte gut laufen, sind die Mitarbeiter meist über Anteile am Gewinn beteiligt. Die Kehrseite der schönen neuen Welt: Wer zweimal keinen Erfolg mit seinem Projekt hat, wird gefeuert. Ohne Kündigungsschutz.