Frankfurt/Oberursel. Die Polizei hat einen Terroranschlag vereitelt. Das hat die Staatsanwaltschaft bestätigt. Es soll sich bei den Tätern um Salafisten handeln.
- Verdächtiges Paar in Hessen festgenommen
- Laut Medienberichten hatten sie Kontakt zu Al Kaida
- Bei einer Hausdurchsuchung wurden eine Rohrbombe, Zündstoff, ein Sturmgewehr und Munition gefunden
- Zugriff fand offenbar am Mittwochabend statt
Mit der Festnahme eines verdächtigen Paares hat die Polizei möglicherweise einen Terroranschlag in Hessen vereitelt. In der Nacht zum Donnerstag seien in Oberursel bei Frankfurt am Main ein Mann und eine Frau festgenommen worden, sagte ein Sprecher des hessischen Landeskriminalamts (LKA) der Deutschen Presse-Agentur und bestätigte damit Medienberichte. Eine Wohnung und ein Auto seien durchsucht worden. Einzelheiten nannte er nicht.
Keine Bestätigung gab es für einen Bericht der Zeitung "Die Welt", dem zufolge die Festgenommenen einen salafistischen Hintergrund und Kontakt zur Terrororganisation Al Kaida haben sollen. Auch die Details, dass ein Spezialeinsatzkommando die Verdächtigen festgenommen und bei der Durchsuchung eine Rohrbombe, Zündstoff, ein Sturmgewehr und Munition sichergestellt haben soll, bestätigte der LKA-Sprecher bislang nicht.
Möglicherweise Anschlag auf Radrennen geplant
Wie "Die Welt" berichtet, soll das Ehepaar seit Tagen observiert worden sein. Aufgefallen waren die beiden demnach, weil sie in einem Frankfurter Baumarkt eine große Menge Wasserstoffperoxid und Spiritus gekauft hatten; diese Inhaltsstoffe waren offenbar in der Vergangenheit von Terroristen als Bestandteile von Bomben benutzt worden.
Nach Informationen der Zeitung entschieden sich die Sicherheitsbehörden am Mittwochabend für den Zugriff, nachdem der Mann ein Waldstück in der Nähe von Oberursel erkundet hatte. Es soll auf der Strecke eines Radrennens liegen, das für Freitag, 1. Mai, geplant ist. Auch diese Informationen wollte das Landeskriminalamt Hessen nicht bestätigen.
In der Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an einer viel befahrenen Straße waren am Donnerstagmittag Spezialisten der Spurensicherung in weißen Anzügen und mit Mundschutz bei der Arbeit. Bewohner des Hauses sagten, sie hätten von der nächtlichen Aktion nichts mitbekommen.
Mehrere islamistische Terroranschläge wurden bereits verhindert
Anschläge islamistischer Extremisten und Terroristen konnten bisher in Deutschland - bis auf einen - vereitelt werden oder schlugen fehl. Die wichtigsten Vorfälle der vergangenen Jahre:
Dezember 2012: Im Bonner Hauptbahnhof wird ein Sprengsatz gefunden. Die Bundesanwaltschaft geht von einem versuchten Terroranschlag mit islamistischem Hintergrund aus. Die in einer Sporttasche entdeckte Bombe wurde wohl ausgelöst, detonierte aber nicht. Im März 2013 werden vier Verdächtige festgenommen, die einen Anschlag auf den Chef der rechtsextremen Splittergruppe "Pro NRW" geplant haben sollen. Einer von ihnen soll die Bombe in Bonn deponiert haben. Den mutmaßlichen Terroristen wird seit September 2014 vor dem Düsseldorfer Landgericht der Prozess gemacht.
April 2011: Ermittler nehmen in Düsseldorf drei mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder fest, die einen Sprengstoffanschlag in Deutschland geplant haben. Im Dezember 2011 wird in Bochum ein viertes mutmaßliches Mitglied der "Düsseldorfer Zelle" gefasst. Die vier Männer werden Ende 2014 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
März 2011: Ein junger Kosovo-Albaner erschießt auf dem Flughafen Frankfurt/Main zwei US-Soldaten und verletzt zwei weitere schwer. Der Mann gilt als extremistischer Einzeltäter. Im Februar 2012 wird er zu lebenslanger Haft verurteilt.
September 2007: Die islamistische Sauerland-Gruppe wird festgenommen. Vor Gericht müssen sich die vier Mitglieder wegen der Planung von Terroranschlägen auf Diskotheken, Flughäfen und US-Einrichtungen in Deutschland verantworten. 2010 werden sie zu bis zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.
Juli 2006: Im Kölner Hauptbahnhof werden in zwei Regionalzügen Bomben gefunden. Nur wegen eines falschen Gasgemisches waren sie nicht explodiert. Im Dezember 2008 wird der "Kofferbomber von Köln" zu lebenslanger Haft verurteilt. Auslöser für die Tat waren laut Urteil Mohammed-Karikaturen in Zeitungen.(we/mit dpa)
Terroranschlag in Kopenhagen