Athen. Gerüchte über eine mögliche Entlassung von Finanzminister Yanis Varoufakis gibt es reichlich - jetzt hat Tsipras seinem Finanzminister das Vertrauen ausgesprochen. Gehen aber muss der Chefunterhändler der griechischen Delegation bei den Geldgebern.
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras zieht aus den schleppenden Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern personelle Konsequenzen. Nach Angaben aus Regierungskreisen vom Montag wird der Chefunterhändler der griechischen Delegation bei den Geldgebern ausgetauscht.
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Der erfahrene frühere Unterhändler Giorgos Chouliarakis ersetzt demnach Nikos Theocharakis, den Vertrauten des griechischen Finanzministers Gianis Varoufakis. Chouliarakis war bereits während der vorigen Regierung als Fachmann bei den Verhandlungen dabei und soll das Vertrauen der Geldgeber-Experten haben. Beobachter werden diese Maßnahme als indirekte Entmachtung von Varoufakis.
Zudem sei eine Regierungs-Arbeitsgruppe für die politischen Verhandlungen mit den Geldgebern einberufen worden. Dieser gehöre auch Varoufakis an. Die Koordination werde allerdings nicht varoufakis, sondern der stellvertretende griechische Außenminister Euklides Tsakalotos haben, hieß es aus Kreisen der Regierung weiter.
Tsipras steht weiter zu Finanzminister Varoufakis
Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras sprach seinem Finanzminister Varoufakis aber gleichzeitig das Vertrauen aus. Wie es aus Regierungskreisen hieß, sei Varoufakis zur "Zielscheibe der internationalen Presse" geworden. Varoufakis bewege sich aber im Rahmen der kollektiven Entscheidungen der Regierung und werde weiterhin "für eine nachhaltige Lösung arbeiten", hieß es.
Derweil geht die Debatte um deutsche Reparationen für NS-Verbrechen weiter. Griechenlands Staatschef Prokopis Pavlopoulos will Bundespräsident Joachim Gauck treffen und dabei das Thema ansprechen. "Ich werde sobald wie möglich Deutschland besuchen", sagte Pavlopoulos "Spiegel Online". Gauck hatte sich bei einem Griechenland-Besuch im vergangenen Jahr für deutsche Kriegsverbrechen entschuldigt, jedoch keine Zusagen zu möglichen Reparationen gemacht.
Sind Griechenlands Forderungen "juristisch valide"?
Gaucks Äußerungen seien wichtig gewesen, sagte Pavlopoulos. Er glaube jedoch ebenso wie angesehene deutsche Juristen, dass die griechischen Forderungen "juristisch valide sind und wir das Recht haben, sie auf legalem Wege durchzusetzen". Man müsse ein gemeinsames Forum finden, um die Reparationsfrage zu verhandeln - beispielsweise den Internationalen Gerichtshof in Den Haag. "So klären zivilisierte Länder ihre Meinungsverschiedenheiten." (dpa)
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