Berlin. . Das Standardgewehr G 36 der Bundeswehr wird ausgemustert. 167.000 Waffen müssen ausgetauscht werden. Der Umstieg könnte zehn Jahre dauern.

Die Bundeswehr braucht ein neues Standardgewehr – und das möglichst schnell. Das unzuverlässige Sturmgewehr G 36 wird ersetzt: Fünf Jahre nachdem erste Mängel bekannt wurden, will Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) Konsequenzen aus dem verheerenden Gutachten zur Treffsicherheit ziehen und das Pannen-Gewehr loswerden.

Austausch des Sturmgewehrs G36 wird Jahre dauern

„So wie es heute konstruiert ist“, habe das Gewehr „keine Zukunft in der Bundeswehr“, erklärte die Ministerin am Mittwoch. Bei den Spezialkräften und den Soldaten im Auslandseinsatz werde „mit Hochdruck“ an einer schnellen Ersatzlösung gearbeitet. Doch der komplette Umstieg auf eine andere Standardwaffe oder ein verändertes G 36 kann dauern.

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Experten schätzen, dass der Austausch der 167.000 Gewehre bis zu zehn Jahre kosten könnte. Viel Zeit für ein Gewehr, das nicht nur bei Hitze, sondern auch bei Feuchtigkeit nicht mehr präzise funktioniert: „Der Wechsel zwischen trockener und feuchter Umgebung führt beim G 36 zu vergleichbaren Einschränkungen wie eine Änderung der Umgebungstemperatur“, heißt es im Expertengutachten, das die Ministerin im Juli vorigen Jahres in Auftrag gegeben hatte.

In 37 Ländern ist das G 36 mittlerweile im Einsatz – auch die kurdischen Peschmerga-Kämpfer nutzen es im Kampf gegen die Terrormiliz IS. In Deutschland gab es bereits 2010 erste Hinweise auf Probleme. Ein Jahr später wurden Mängel bei der Treffsicherheit festgestellt.

Im Frühjahr 2012 informierte das Einsatzführungskommando die Truppen in Afghanistan über mögliche Schwierigkeiten: Bei starker Erhitzung müsse das Gewehr erst wieder abgekühlt werden, bevor erneut geschossen werden könne. Die Trefferquote würde sonst gefährlich sinken. Mit anderen Worten: Im Ernstfall ist auf G 36 kein Verlass.

De Maizière kannte die Kritik am G36 - Grüne sprechen von "Vertuschung"

Thomas de Maizière (CDU) kannte die Kritik. Doch der damalige Verteidigungsminister und heutige Innenminister hielt an G 36 fest. Die Grünen sprechen von „systematischer Vertuschung“. Das jahrelange Festhalten an G 36 sei eine „unverantwortliche Verletzung der Fürsorgepflicht gegenüber den Soldatinnen und Soldaten“, so Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter.

Auch SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold fragt: „Warum hat man hier die schützende Hand über das Gewehr gehalten?“

Druck kommt vom Bundeswehrverband. Zwar würden die Soldaten im Einsatz wie im Grundbetrieb dem Sturmgewehr vertrauen – doch die Testergebnisse seien eindeutig: Die Umstellung auf ein neues Gewehr müsse umgehend starten.

Verbandschef André Wüstner mahnt: „Dieser Prozess darf sich keinesfalls zehn Jahre hinziehen.“