Kundus. In Kundus wird ein deutscher Entwicklungshelfer vermisst. Ein hochrangiger Polizist sagt nun, der Mann sei von den Taliban entführt worden.
Ein in der nordafghanischen Provinz Kundus vermisster deutscher Entwicklungshelfer ist nach Angaben aus Polizeikreisen von den Taliban entführt worden. Der Mann sei am Sonntag auf dem Weg vom Distrikt Aliabad nach Kundus-Stadt gewesen, als er verschleppt worden sei, sagte ein hochrangiger Polizist, der anonym bleiben wollte, am Mittwoch in Kundus. Die Taliban hätten den Deutschen in den Unruhedistrikt Char Darah gebracht. Die Geisel sei am Leben.
Offiziell dementierte Polizeisprecher Sayed Sarwar Hussaini weiterhin, dass es einen Vermissten- oder Entführungsfall gegeben habe. Es handele sich um "unbegründete Gerüchte".
"Taliban sagten, er sei Geld"
Ein Bewohner von Char Darah, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte: "Ich habe am Montag einen Ausländer auf einem Motorrad mit einer Taliban-Gruppe gesehen. Als ich fragte, wer er sei, sagten die Taliban, er sei Geld." Damit bezog sich der Augenzeuge auf mögliches Lösegeld für die Geisel.
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Die "Bild"-Zeitung hatte am Dienstag unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise berichtet, der Vermisste arbeite für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, ein Krisenstab befasse sich mit dem Fall. Eine offizielle deutsche Bestätigung, dass der Vermisste entführt wurde, lag zunächst nicht vor.
Im Oktober eine deutsche Geisel freigekommen
Zuletzt war im vergangenen Oktober in Afghanistan ein deutscher Entwicklungshelfer nach mehr als zweieinhalb Jahren Geiselhaft freigekommen. Der Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe war im Januar 2012 von Extremisten aus einem Haus in der ostpakistanischen Stadt Multan verschleppt worden.
Die Bundeswehr war vor eineinhalb Jahren aus Kundus abgezogen. Die GIZ beschäftigt dort aber weiterhin internationale und einheimische Mitarbeiter. Seit dem Abzug der Bundeswehr hat sich die Sicherheitslage deutlich verschlechtert. (dpa)