Essen. Viele Freiwillige helfen bei der Versorgung und Betreuung von Flüchtlingen. Man kann das bewundern - oder gleich mitmachen. Ein kleiner Ratgeber.
Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Deutschland - und der Staat allein hat Schwierigkeiten, jedem Ankömmling das Nötige zur Verfügung zu stellen. An vielen Orten bemühen sich auch Privatleute, die Lage der Flüchtlinge zu verbessern. Von einer "großen Bewegung" spricht inzwischen Antonia Kreul, die beim Flüchtlingsrat NRW all die privaten Initiativen unterstützt, die überall im Land entstehen, seit die Flüchtlingszahlen so stark gestiegen sind.
Die Freiwilligen wollen dabei nicht nur Lückenbüßer sein, sondern verstehen sich als Teil einer Zivilgesellschaft, die schon aus Prinzip den Dienst am Mitmenschen nicht allein dem Staat überlassen will. Kann man da mitmachen? Man kann. Und man kann ganz klein anfangen. Vier Fragen, vier Antworten.
Ich bin eher unsicher im Umgang mit Fremden und möchte mich auch persönlich gar nicht so sehr reinhängen. Kann ich trotzdem etwas tun?
Nicht jeder hat die Zeit oder den Mut, sich auf neue Bekannte aus Syrien oder dem Kosovo einzulassen. Aber vielleicht hat er anderes zu bieten? Etwa die gute Hose, die nur im Schrank liegt, weil sie schneller als gedacht zu eng wurde; und noch eine Hose mit demselben Schicksal; oder der erste Roller vom Kind, den man nie weggegeben hat, weil er ja nicht viel Platz wegnahm. Da im Moment ganze Familien mit fast nichts nach Deutschland kommen, sind Sachspenden enorm wichtig geworden. In vielen Städten gibt es inzwischen extra Kleiderkammern für Flüchtlinge. Hier erfährt man auch, was gebraucht wird und was nicht - also ruft man am besten erst einmal an. Denn auch die Kleiderkammern haben oft nur wenig Lagerraum. Und keinen Bedarf an Omas Pelz aus den Siebzigern, so nett es auch gemeint sein mag. (Kontakte? Siehe unten.)
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Mir kommt es auch auf den persönlichen Umgang mit Flüchtlingen an. Was kann ich tun?
Außer den erwähnten Sachspenden gibt es einen riesigen Bedarf an deutschem Sprachunterricht und deutschen Gesprächspartnern, mit denen Kinder und Erwachsene ein Gefühl für die Sprache entwickeln können. Da kann jeder mitmachen, nicht nur Lehrer. Manche Flüchtlinge sind Analphabeten, andere könnten etwas Hilfe beim Einkaufen gebrauchen oder bei der Orientierung in der Stadt. Vielen Kindern täte es gut, wenn sie mehr Freizeit außerhalb der oft beengten Unterkünfte verbringen könnten. Oder man dreht den Spieß um und bittet die Flüchtlinge bei etwas um Hilfe. In Olpe zum Beispiel trainiert ein aus Syrien geflohener Sportlehrer jetzt eine heimische Basketballmannschaft.
Ich will auf die Flüchtlinge zugehen, will aber auch nichts falsch machen. Was sollte ich beachten?
Warum soll man Flüchtlinge nicht gleich nach ihren Erfahrungen ausfragen? Was steckt dahinter, wenn sie eine angebotene Hilfe ausschlagen? Und wie stellt man es an, dass ein gedolmetschtes Gespräch nicht zum Desaster wird? Wer Kontakt zu Flüchtlingen aufnimmt, bekommt es mit Fragen zu tun, auf die er aus seinem bisherigen Alltag wahrscheinlich keine Antworten hat. Eine gute Hilfestellung für Freiwillige gibt eine Broschüre der Caritas in Köln. Das meiste darin ist auf andere Städte übertragbar. Die Broschüre "Ratgeber für das Ehrenamt - Flüchtlinge in Köln" finden Sie hier.
An wen kann ich mich wenden, wenn ich aktiv werden will?
In vielen Städten haben sich Initiativen gegründet. Einen Überblick darüber, wie viele es sind und wie man sie erreicht, hat derzeit niemand. Allerdings hat der Flüchtlingsrat NRW im vergangenen Jahr die Kontaktdaten von mehr als 300 Büros aufgelistet, die Kommunen, Wohlfahrtsverbände und Kirchen als Anlaufstellen für die Flüchtlingshilfe eingerichtet haben. Oft ist man hier sofort bei den richtigen Ansprechpartnern - oder man wird an die richtigen weitervermittelt. Zur Broschüre "Netzheft 2014" mit den Ansprechpartnern in Ihrer Kommune geht es hier.