Essen. . Das viel kritisierte Glühbirnenverbot aus Brüssel zwingt die NRW-Kommunen zum Handeln. Doch die Helligkeit der neuen LED-Lampen gefällt nicht jedem.
Das Glühbirnenverbot aus Brüssel zwingt auch die Städte zum Handeln. Seit April dürfen als Teil der EU-Verordnung keine Quecksilberdampflampen (HQL) mehr verkauft werden, die auch in den Revierstädten noch zu Zehntausenden die Straßen beleuchten. Die Zwangsmaßnahme bringt jedoch gleichzeitig die Chance mit sich, die kommunalen Haushalte dauerhaft zu entlasten. Doch manche Anwohner sind mit der Umrüstung auf das sparsame, aber als kalt empfundene LED-Licht nicht einverstanden.
Auch interessant
1,6 Millionen Euro zahlt das nicht auf Rosen gebettete Gelsenkirchen jährlich für die 8,5 Millionen Kilowattstunden Strom seiner 27 207 Straßenlaternen. Knapp zehn Prozent davon sind noch Quecksilberdampflampen. EU-weit sollen es 35 Millionen gewesen sein. In Oberhausen sind es mit 8800 noch ein Viertel der Lampen Stromverschwender der Gattung HQL, die bei gleicher Lichtleistung rund 70 Prozent mehr Strom verschlingen als Leuchtdioden (LED).
Ein Drittel der Stromkosten für Straßenbeleuchtung
Ein Drittel der kommunalen Stromkosten in 2014 von 2,4 Millionen Euro in Bottrop entfielen auf die Straßenbeleuchtung. In der „Innovation City“ konnte der finanzielle Aufwand für die Beleuchtung von 2000 bis 2013 nur um zehn Prozent gesenkt werden. Jetzt sind in kürzerer Zeit viele höhere Einsparungen möglich.
Auch interessant
Besser gestellte Städte wie Ennepetal haben die letzten Quecksilberleuchte bereits ausgeschaltet, in Kleve ist es bald soweit. Es sind nicht nur die geringeren Stromkosten, die den Haushalt der Kommune entlasten. Dazu kommen eine dreifach längere Lebensdauer (zwölf statt vier Jahre) der LED und die Möglichkeit, die Sicherheitsüberprüfungen von vier auf sechs Jahre zu erhöhen – wenn der Verband der Elektroingenieure erwartungsgemäß die entsprechenden Vorgaben ändert.
Leuchtstoffröhren sind als nächstes dran
Zudem lassen sich häufig noch teure Installationen einsparen. In Gelsenkirchen auf der Ringstraße stehen jetzt 68 mit LED bestückte Masten statt zu vor 105, sagt Christian Lange aus dem Verkehrsreferat der Stadt. Ab 160 Euro aufwärts kostet eine LED-Lampe plus durchschnittlich den gleichen Betrag für die Montagekosten. „Das amortisiert sich spätestens nach fünf Jahren“, so Lange. Ein besseres Geschäft kann man kaum machen, wenn man denn das Geld dafür hat. Seit 2011 gebe es einen Sonderetat in Gelsenkirchen von 100 000 Euro für die Umrüstung, und 2014 habe die Stadt erstmals weniger Strom-Geld ausgeben, obwohl der Kilowattstundenpreis beständig gestiegen ist.
Nach den Quecksilberlampen sollen die Leuchtstoffröhren ausgetauscht werden. In Oberhausen wurde die Umrüstung auf LED erst mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt, jetzt macht es ein örtliches Elektrounternehmen für eine Millionen Euro weniger.
Bürger vermissen altmodische Laternen
Der schöne neue Schein gefällt aber nicht jedem. Das Licht der Leuchtdioden wird als kalt und hart empfunden. „Das ist so, als würden wir in einem Gefängnis leben“, beschwerten sich Anwohner in Essen-Kettwig nach der Umrüstung. Einen „Hell-dunkel-Flickenteppich“ beklagten Bürger in Oberhausen. „Das Licht strahlt nur noch punktuell und blendet“, gab der ortsansässige Jogger Rolf Miltz der Lokalredaktion zu Protokoll.
Am Schloss Oberhausen vermissten Bürger die altmodischen Laternen. Und in Düsseldorf kämpfte eine Bürgerinitiative unter dem Namen „Pro Gaslicht“, um die historischen Gaslaternen als Weltkulturerbe anzumelden. Und in Fröndenberg an der Ruhr hat man die Quecksilber- durch Natriumdampflampen statt LED ersetzt – koste es, was es wolle. Die Natriumleuchten sparen viel weniger ein, liefern aber dafür ein schön warmes, gelbliches Licht.