Essen. . In der „WLAN-Wüste“ NRW blüht die Idee vom kostenlosen Internet-Zugang: Ehrenamtliche treiben den Ausbau von Routernetzen voran - Arnsberg ganz vorn.
Bisher gelten NRW und das Ruhrgebiet nicht gerade als Pioniere auf dem Weg zum kostenfreien Internet für alle. Aber nun treiben ehrenamtliche „Freifunker“ an Rhein und Ruhr voran, was die Städte bisher nur in Ansätzen schafften. Sie spinnen ein Netz von Routern, die über Funk Kontakt zueinander aufnehmen. Innerhalb dieses Netzes kann jeder gebührenfrei und anonym ins Internet.
Was sich nach Zukunftsmusik anhört, ist in Arnsberg schon seit Mai 2014 Wirklichkeit. Die Stadt arbeitet mit dem Verein Freifunk Rheinland zusammen. Arnsberg unterstützt die ehrenamtlichen Funker, indem es Gebäude zur Verfügung stellt, an denen die Router befestigt werden können. 90 dieser Router gibt es in Arnsberg. „Wir haben das größte, flächendeckende Netz in Deutschland“, schwärmt Hans-Jörg Etzler vom Arnsberger Verkehrsverein. „Für kleine Kommunen ist Freifunk die beste Chance, ein WLAN-Netzwerk in der City aufzubauen.“
3300 Router in 50 Städten
Die Freifunk-Idee blüht. Inzwischen hat der Verein mit Sitz in Mönchengladbach mehr als 3300 Router in rund 50 Städten ausgegeben. An Privatleute, Stadtverwaltungen, Geschäftsleute. Stückpreis: 20 Euro. Vergleichbare Freifunk-Initiativen gibt es in Paderborn, Köln, Bonn und Leverkusen. Iserlohn bietet seit Ostern freies WLAN in der Innenstadt an. Dort können nun 300 Nutzer in einem Umkreis von 100 Metern gleichzeitig ins Netz, versichern die Stadtwerke.
Die umstrittene „Störerhaftung“ ist dabei kein Thema: „Wir sind Provider wie die Telekom oder Vodafone, nur eben im Kleinstformat. Und für Provider gilt die Störerhaftung nicht“, erklärt Reiner Gutowski von Feifunk Rheinland. Und der Nutzer bleibt sowieso anonym. Bisher müssen zum Beispiel Gastronomen, die ihren Kunden Gratis-Internet anbieten, für illegale Downloads der Kunden haften. Das Bundeswirtschaftsministerium will dies ändern, ein Gesetzentwurf liegt vor.
Jedes Rathaus schmiedet seine eigenen Internet-Pläne
Der Regionalverband Ruhr (RVR) prüft derzeit die Zusammenarbeit mit den Freifunkern. Fernziel: Freier Internetzugang für alle Revierbürger. Auch Witten hat die Gelegenheit genutzt, ohne großen Etat ein WLAN-Netzwerk in der Stadt einzurichten. „Die Arbeit mit Freifunk funktioniert gut. Wir als Stadt haben bereits zehn Router gekauft und werden das noch erweitern“, sagt Andreas Hasenberg, IT-Leiter der Stadt Witten. Insgesamt stehen 130 Router in Witten.
So funktioniert das Konzept Freifunk
Wer bei Freifunk mitmachen möchte, stellt seinen Internetanschluss zur Verfügung. Wer sein W-LAN öffnet, braucht einen zusätzlichen Router für einmalig 25 Euro, den Mitglieder von Freifunk anschließen. Die zusätzlichen Stromkosten betragen fünf Euro im Jahr.
Die Geschwindigkeit beim Surfen verringert sich nicht – zur Verfügung gestellt werden immer nur jene Kapazitäten, die man selbst nicht braucht. Auch auf eigene Daten können Mitnutzer nicht zugreifen.
Hier gibt es eine Übersichtskarte, wo bereits Freifunk angeboten wird, und weitere Infos zum Verein.
Jedes Rathaus schmiedet seine eigenen Internet-Pläne. Oberhausen hat zum Beispiel noch kein öffentliches WLAN, steht aber in Kontakt mit den Freifunkern. Bottrop will erst abwarten, wie der Bund das Thema „Störerhaftung“ regelt.
Gelsennet hat bereits die WLAN-Ausstattung der Gelsenkirchener Innenstadt übernommen. Allerdings kostet dies pro Tag 49 Cent. „Die Nutzer müssen sich mit einer SMS bei uns registrieren“, erklärt Markus Lübbers. Danach kann derjenige 24 Stunden surfen, am nächsten Tag muss er sich aber erneut per SMS anmelden. Für Kunden von Gelsennet ist der Service kostenfrei. Auch Schulen wurden mit WLAN ausgestattet – für die Schüler ist dieser Dienst umsonst.
Hamburg liegt bundesweit vorne
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Ohne weitere Kosten können die Besucher das Düsseldorfer WLAN nutzen. Die Stadt hat hier den Ausbau übernommen. 32 Hot Spots gibt es im Zentrum bereits. In diesen Tagen sollen weitere 20 hinzu kommen. Die Besucher melden sich online an und können unbegrenzt surfen. Aber auch die Freifunker waren fleißig in Düsseldorf. So sind über die gesamte Stadt etwa 450 Freifunk-Router verteilt. Zum Vergleich: In Hamburg gibt es etwa 790 Anschlüsse, in Berlin um die 350.
In Hagen und Duisburg gibt es zwar Überlegungen, Hotspots einzurichten, konkrete Pläne dafür aber noch nicht. Essen steht in Verbindung mit Freifunk Rheinland. In Bochum hat Bochum Marketing den Ausbau eines freien WLANs übernommen. Einige Router sind positioniert. Anfang Mai soll die Innenstadt ausgestattet sein. „Es gibt keine Begrenzung an Zeit und Datenvolumen, und Nutzer müssen sich nicht anmelden. Wir halten die Barrieren gering, damit viele unser Netz nutzen“, sagt Christian Gerlig von Bochum Marketing.