Düsseldorf. . Die erste Unterrichtsausfall-Statistik seit fünf Jahren wirft Fragen auf: Viele Eltern würden ihr nämlich widersprechen. Die wichtigsten Antworten.

Jede 60. Schulstunde in NRW fällt ersatzlos aus – das sind 1,7 Prozent. Die erste Unterrichtsausfall-Statistik seit fünf Jahren wirft viele Fragen auf. Warum gab es so lange keine Statistik? Und was unternimmt das Land eigentlich gegen den Ausfall? Hier die wichtigsten Antworten:

Laut Statistik fällt nur alle zwei Wochen eine Stunde aus. Warum haben viele Eltern einen anderen Eindruck?

Das Schulministerium hat im September 2014 an 770 zufällig ausgewählten Schulen den Unterrichtsausfall erhoben und auf 5800 Schulen hochgerechnet. Diese Methode wird vom Landesrechnungshof als höchst ungenau kritisiert. Zudem sagt der Wert von 1,7 Prozent ersatzlos gestrichener Stunden wenig über den tatsächlich erteilten Fachunterricht aus. Gegenüber der letzten Erhebung im Schuljahr 2009/10 ist der Anteil des Vertretungsunterrichts und „besonderer Unterrichtsformen“ wie Klassenfahrten und Schulfesten deutlich gestiegen.

Warum wurde der Unterrichtsausfall fünf Jahre lang nicht erhoben?

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Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte sich 2010 gerühmt, den Unterrichtsausfall in NRW seit Amtsantritt 2005 auf 2,4 Prozent fast halbiert zu haben. Rot-Grün zweifelte diese jährliche Messung an und setzte die Erhebung nach dem Regierungswechsel 2010 aus. Der Landesrechnungshof hatte mit einer intensiven Vor-Ort-Prüfung festgestellt, dass 4,8 Prozent der Stunden ausgefallen waren. Weil nun seit 2010 der Unterrichtsausfall in NRW gar nicht mehr erhoben wurde, wuchs die Kritik an Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Im Herbst 2014 kehrte sie zur einst so kritisierten „Rüttgers“-Messmethode zurück und will sie nun jährlich fortsetzen.

Weshalb lässt sich der Unterrichtsausfall nicht genauer messen?

Laut Löhrmann wäre der bürokratische Aufwand für die Schulen zu hoch. Ein Gutachten sprach von mehr als 600 Lehrerstellen, die eine genauere Erfassung kosten würde. Die Opposition geht dagegen davon aus, dass sich mit einer erweiterten Personalsoftware in den Schulbüros der 5800 öffentlichen Schulen in NRW Ausfall und/oder Vertretung heutzutage sehr wohl täglich erfassen lasse.

Wann gilt eine Stunde als ausgefallen?

Ausgefallen ist eine Stunde statistisch dann, wenn die Schüler nach Hause geschickt werden oder eine Freistunde haben. Wenn der Deutschlehrer den kranken Mathelehrer vertritt, ein Film geschaut wird, die Schüler ohne Lehrer still arbeiten, der Referendar Hausaufgaben beaufsichtigt oder eine Wanderfahrt ansteht, gilt dies nicht als ausgefallener Fachunterricht.

Was tut das Land gegen den Unterrichtsausfall?

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Zur Vermeidung von Unterrichtsausfall stellt das Land in diesem Jahr 50 Millionen Euro an flexiblen Mitteln zur Verfügung. Für Grundschulen steht eine Vertretungsreserve von 900 Stellen bereit. Es gibt zudem landesweit 4000 Stellen gegen Unterrichtsausfall und Vertretungsaufgaben. Die Lehrerverbände kritisieren jedoch, dass langfristige Erkrankungen in Mangelfächern kaum aufgefangen werden könnten. Dann komme es vor, dass weniger Mathematik oder Physik erteilt wird, ohne dass dies in einer Statistik auftaucht.

Was sind die Ursachen von Unterrichtsausfall?

Die Krankheit des Lehrers ist mit Abstand der häufigste Grund für Unterrichtsaufall oder Vertretungsunterricht. Obwohl jeder Lehrer für eine bestimmte Anzahl an Vertretungsstunden herangezogen werden kann, lässt sich Fachunterricht nur mit einem gewissen Planungsvorlauf durch eine Fachkraft ersetzen. Die Lehrerverbände fordern deshalb eine Stellenreserve von acht Prozent an jeder Schule.