Landstraßen sind gefährlich: Dort gibt es fast zwei Drittel der Verkehrstoten. Fachleute halten die Geschwindigkeit für zu hoch und fordern Tempo 80.
Um die hohe Zahl von tödlichen Unfällen auf Landstraßen zu senken, sollten vermehrt Tempobeschränkungen eingeführt werden. Das fordert der Verkehrssicherheitsrat, ein Verein, der für mehr Sicherheit auf den Straßen eintritt und in dem unter anderem die deutschen Verkehrsminister und Vertreter der Autoindustrie Mitglied sind. Er plädiere für Tempo 80 auf Landstraßen mit weniger als sechs Metern Breite, sagte Hauptgeschäftsführer Christian Kellner.
2013 starben bundesweit 1934 Menschen bei Unfällen auf Landstraßen - damit machten sie rund 60 Prozent aller Verkehrstoten aus. 2014 dürfte die Zahl nach Hochrechnungen ähnlich oder gar höher ausfallen. Beim Verkehrsgerichtstag in Goslar wollen Experten in dieser Woche deshalb darüber beraten, wie die insgesamt rund 200 000 Kilometer Landstraße in Deutschland sicherer gemacht werden könnten.
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Denn viele Landstraßen sind schmal, kurvig, sie haben unbefestigte Seitenstreifen und bieten schlechte Sicht zum Überholen. Für die allgemein zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern seien sie nicht gebaut, sagt Christian Kellner.
Juristen und Versicherer stimmen zu
"Für Straßen, die weniger als sechs Meter breit sind, sollte es deshalb ein Tempolimit von 80 Stundenkilometern geben", fordert Kellner. Zustimmung erhält er von Kay Nehm, dem Präsidenten des Verkehrsgerichtstages. "Um die Unfallzahlen auf Landstraßen zu senken, muss man mehr Geschwindigkeitsbeschränkungen einführen."
Das sei sinnvoll, findet auch Hannelore Herlan von der Deutschen Verkehrswacht. Auch für Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der deutschen Versicherungen (GDV) steht fest: "Auf schmalen Landstraßen sollte grundsätzlich höchstens Tempo 80 erlaubt sein." Das gelte auch für Alleen. Brockmann warnt: Die von Bäumen ausgehende Gefahr werde von Autofahrern in der Regel unterschätzt.
Besonders dramatisch ist die Lage auf den Alleen
Und das hat Folgen: "Etwa 20 Prozent aller Verkehrstoten sterben an Bäumen", sagt Kellner. "Das ist irrsinnig. Wir müssen da etwas tun." Ein Mittel: Leitplanken an Alleen. "Dadurch könnte die Wucht des Aufpralls gemindert werden."
Auch mehr Überholverbote könnten zur Sicherheit beitragen, meint Kellner. Dabei wäre für ihn die ideale Landstraße dreispurig. "Wenn mal die eine und dann die andere Seite überholen kann, ist der Überholdruck nicht da." Für die dritte Spur - wo es geht - plädiert auch der ACE Autoclub Europa: "Diese Spuren verhindern tödliche Überholmanöver mit Frontalcrashs", sagt Sprecher Rainer Hillgärtner.
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Kleiner Fahrfehler - große Wirkung
Allerdings seien die deutschen Landstraßen vom Idealzustand ziemlich weit entfernt. Der ACE fordert deshalb eine "Investitionsoffensive für mehr Sicherheit". Wirksame Unfallverhütung setze nämlich nicht nur regelkonformes Fahrverhalten und angepasstes Tempo voraus, sagt Hillgärtner. Auch auf die Qualität der Straßen komme es an. "Nachhaltig sanieren, das ist das Gebot der Stunde."
Ein Beispiel seien die Bankette, die besser befestigt sein müssten, sagt der ACE-Sprecher. "Wer nur für wenige Zentimeter von der Fahrbahn abkommt, fährt häufig in Furchen und wird dann mit einem Überschlag auf den Acker bestraft." Die Lösung: unfallträchtige und kritische Abschnitte der Landstraßen regelmäßig inspizieren - und entschärfen. (dpa)