Berlin. . Lärm durch Sportplätze in Wohngebieten sorgt häufig für Konflikte. Die Bundesregierung will jetzt die Position der Sportler stärken. Die Sonntagsruhe steht auf der Kippe.
Die Bundesregierung plant, die strengen Lärmschutzauflagen für den Betrieb von Sportstätten in Wohngebieten zu lockern. Das Verbot, sonntags zwischen 13 und 15 Uhr auf Fußballplätzen zu trainieren oder zu spielen, steht auf der Kippe.
Der Spielbetrieb von Kinder- und Jugendmannschaften soll nach ersten Überlegungen nicht mehr als Lärm gewertet werden, die Modernisierung alter Sportanlagen künftig nicht mehr dazu führen, dass nach Umbau niedrigere Lärmgrenzen gelten.
„Viele Sportvereine haben Probleme mit den Auswirkungen von Lärmschutz-Regularien“, sagte die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag, unserer Redaktion. Jetzt aber könne sich „etwas bewegen“. Ihr gehe es um einen „verträglichen Ausgleich“ zwischen Wünschen der Anlieger nach Ruhe und den Belangen der Vereine. Es werde jedoch „keine Lösung geben, die beiden Seiten zu 100 Prozent gerecht wird“, warnte sie.
Waren wir nicht alle mal Kind?
Bei einer Anhörung im Sportausschuss hat Umwelt-Staatssekretär Florian Pronold nach Angaben aus Teilnehmerkreisen erstmals Korrekturen der Gesetzeslage angekündigt – auch wenn es noch Diskussionsbedarf gebe und ein „gesellschaftlicher Konsens“ nötig sei.
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Die Sonderregelung für Kinderlärm, gegen den Anwohner seit 2011 nicht mehr klagen können, könnte auf Sportstätten übertragen werden, wenn der Nachwuchs dort trainiert. Dagmar Freitag: „Jeder muss sich klar werden: Ich habe als Kind auch mal Lärm gemacht.“
Anwohner neigen immer mehr zur Klage
In den Städten an Rhein und Ruhr gibt es immer öfter Streit um Sportlärm. In Düsseldorf hat die Stadt aufgrund der Rechtslage einem Verein einen Aufnahmestopp für Neumitglieder auferlegt. Sportverbände stellen die verstärkte Bereitschaft von Anwohnern fest, wegen Sportlärm vor Gericht zu klagen – selbst, wenn sie erst später zugezogen sind.
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Viele Konflikte werden bei Gesprächen zwischen Bürgern, Vereinen und Kommunen beigelegt. Aber auch dabei müssen Vereine Zugeständnisse machen. Sie verlieren, so die Verbände, wegen des strengen Lärmschutzes Mitglieder. Kommunen würden Sportplätze in Randlagen verlegen. „Der Sport sollte aber wohnortnah angeboten werden“, sagt Achim Haase vom Landessportbund NRW.