Essen. . Ausgerechnet die Komponente im Impfstoff, die vor dem gefährlichen Grippetyp H3N2 schützen soll, wirkt oft nicht richtig. Die Viren haben sich anders entwickelt als vorhergesagt.

Der von Ärzten aktuell verabreichte Grippe-Impfstoff ist offenbar so unwirksam wie seit vielen Jahren nicht mehr. Wenige Tage alte Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC zeigen, dass die Wirksamkeit des Serums in dieser Grippesaison bei extrem niedrigen 23 Prozent liegt. Im Normalfall sind es zwischen 50 und 85 Prozent. Die renommierten Freiburger Professoren Gerd Antes und Michael M. Kochen raten der Bevölkerung, diese geringe Wirksamkeit bei ihrer Impfentscheidung mit zu berücksichtigen. Die US-Daten seien weitgehend auf Europa und Deutschland übertragbar.

Das Robert Koch- (RKI) sowie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bestätigten gegenüber unserer Redaktion, dass es in diesem Jahr ein „Problem“ mit der Impfung gebe. Ausgerechnet die Komponente im Impfstoff, die vor dem gefährlichen Grippetyp H3N2 schützen soll, wirkt oft nicht richtig, weil sich diese Viren durch Mutation ganz anders entwickelt haben als vorhergesagt. „So etwas passiert immer wieder einmal“, sagte PEI-Sprecherin Susanne Stöcker. Die Entwicklung eines wirksamen Grippe-Impfstoffes sei wie ein „Hase- und Igel-Spiel“ zwischen den Forschern und den Viren.

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H3N2 kann eine besonders schwere Grippe verursachen. Zurzeit gibt es in Deutschland noch keine echte Grippewelle, aber es werden hier bisher mehr Erkrankungen durch H3N2 registriert als durch andere Grippeviren.

Hände waschen, Abstand halten

Die Institute RKI und PEI raten den Bürgern trotz der Probleme in diesem Jahr dazu, sich gegen Grippe impfen zu lassen. „Ein mäßiger Schutz ist immer noch besser als gar keiner“, sagte Susanne Glasmacher vom RKI. Gerade Menschen über 60, chronisch Kranke und Schwangere sollten über eine Impfung nachdenken. Allerdings wirkt der Grippe-Impfstoff bei Senioren oft weniger als bei Jüngeren, was in dieser Grippe-Saison mit einem schlechten Impfstoff besonders ins Gewicht fällt. Umso wichtiger sind nach Einschätzung von Experten Vorsichtsmaßnahmen wie Händewaschen und Abstand zu Erkrankten.

Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums erklärte: „Da bei einer allgemeinen Impf-Empfehlung individuelle Besonderheiten nicht berücksichtigt werden können, ist es wichtig, zunächst mit einem Arzt unter Berücksichtigung der persönlichen Umstände über eine mögliche Grippeschutzimpfung zu reden.“