An Rhein und Ruhr. . 2013/2014 fiel die Saison eher lau aus – die Behörden registrierten lediglich 361 Fälle. Droht jetzt wieder eine heftige Grippezeit? Hausärzte führen die ersten Impfungen durch

Stichtag 29. September: Mit der 40 Kalenderwoche beginnt aus Expertensicht die Grippesaison bis in den Mai des nächsten Jahres. „Am besten man lässt sich jetzt impfen“, meint Annette Jurke vom Landeszentrum Gesundheit (LZG). Dann könne sich der Impfschutz noch in Ruhe aufbauen – „das dauert zehn bis 14 Tage“. Erste Chargen des jedes Jahr neu zusammengestellten Impfstoffs sind ausgeliefert. Hausärzte stehen für die Impfung gegen Influenza, wie die Grippe auch heißt, bereit. „Man darf die Grippe nicht unterschätzen“, mahnt Karin Hamacher von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.

Plötzliches Fieber bis hin zum Schüttelfrost, Schnupfen und Husten, ein extremes Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit: Erste, einzelne Grippefälle haben die Behörden in Nordrhein-Westfalen bereits registriert. „Aber das sind in der Regel von Fernreisen mitgebrachte Infektionen“, sagt LZG-Expertin Jurke im Gespräch mit der NRZ. Die zurückliegende Influenza-Saison, also 2013/2014, verlief zwischen Rhein und Weser vergleichsweise lau. Ganze 361 bestätigte Fälle haben die Behörden NRW-weit registriert, von Todesfällen war nichts bekannt. In der Saison zuvor waren es hingegen 6583.

Wissenschaftler tagen in Münster

Eine Saison mit wenigen Hundert, die nächste mit mehreren Tausend Meldungen: So hatten sich die Verläufe in den letzten Jahren abgewechselt. Denkt man das numerisch weiter, dürfte 2014/2015 in Nordrhein-Westfalen wieder ziemlich vergrippt ausfallen. „Aber das wäre zu einfach“, sagt Jurke. Ob eine Saison mehr oder weniger heftig ausfalle, hänge von vielen Faktoren ab – etwa vom Impfverhalten oder auch vom Wetter und wie die Menschen damit umgehen. Grundsätzlich gelte: „Wir müssen immer gut vorbereitet sein“, sagt Jurke. Vor allem besonders gefährdete Personen wie Senioren sollten sich impfen lassen.

In Münster diskutieren ab Sonntag Wissenschaftler über neue Behandlungsmöglichkeiten der Grippe. Das „4. internationale Grippe Meeting“ versammelt 290 Forscher aus 28 Nationen in Westfalen. Auch Kapazitäten wie der Brite Prof. Paul Kellam von der Universität Cambridge haben sich angekündigt. Er gilt als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Virus- und Wirtsgenetik. „Die menschlichen Gene, die mit der Immunabwehr zu tun haben, interessieren uns besonders. Sie entscheiden über den Krankheitsverlauf, sagt der Münsteraner Wissenschaftler Prof. Stephan Ludwig.

Es gibt Menschen, die haut die Grippe um, tage- und wochenlang geht gar nichts. Andere hingegen stecken eine Infektion relativ gut weg. Diesem Unterschied gehen Forscher derzeit nach und geben damit neue Impulse für die Grippebehandlung. „Wir erleben einen Paradigmenwechsel“, sagt Ludwig. Bislang habe man versucht, das Virus direkt mit Medikamenten anzugreifen.

Weil die Viren aber zunehmend gegen Wirkstoffe resistent sind, seien neue Strategien gefragt. Ein Ansatz sei, die Immunantwort des Körpers auf eine Infektion durch Medikamente zu regulieren. Ein weiterer ziele auf Faktoren in den menschlichen Körperzellen, die das Virus zur Vermehrung benötigt.