Tokio. Die Terrororganisation Islamischer Staat hat mit der Ermordung zweier japanischer Geiseln gedroht. Doch Tokio will standhaft bleiben.
Japan bekommt für seine neue Politik eines stärkeren globalen Engagements erste Konsequenzen zu spüren. Kaum kündigte es Hilfe im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) an, schlägt dieser mit der Geiselnahme zweier Japaner zurück. In einem Internetvideo verlangt ein in Schwarz gekleideter IS-Kämpfer von der japanischen Regierung, innerhalb von 72 Stunden 200 Millionen Dollar (gut 170 Millionen Euro) Lösegeld zu zahlen. Ansonsten würden die Geiseln getötet.
In dem Video, in dem Japan die Teilnahme an einem "Kreuzzug" vorgeworfen wird, knien die beiden neben dem vermummten Mann. Sie tragen orangene Overalls, so wie mehrere Geiseln aus dem Westen, die im vergangenen Jahr vom IS getötet worden waren.
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe, der sich zurzeit im Nahen Osten aufhält, forderte die sofortige Freilassung der Geiseln. Ihre Sicherheit habe für Tokio Priorität, zitierte ihn die Nachrichtenagentur Kyodo. Es sei notwendig, dass die internationale Gemeinschaft standhaft bleibe und nicht dem Terrorismus nachgebe.
Seit August in Gefangenschaft
Die Geiselnahme erfolgte zwei Tage nach der Ankündigung der japanischen Regierung, Länder, die mit der Bedrohung durch den IS zu kämpfen haben, mit 200 Millionen Dollar zu unterstützen. Die Mittel dienten der Hilfe für Flüchtlinge, machte Abe am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Israel deutlich.
Es ist das erste Mal, dass der IS japanische Geiseln bedroht. Bei den beiden Männern soll es sich um Haruna Yukawa sowie um Kenji Goto handeln. Yukawa soll Medienberichten zufolge im August vergangenen Jahres in Marea vom IS gefangen genommen worden sein, als er mit syrischen Rebellen unterwegs war.
Japan will an Politik festhalten
In einem Internetvideo vom vergangenen Jahr war laut Medienberichten ein auf dem Rücken liegender Mann mit blutüberströmtem Gesicht zu sehen, der mit einem Messer bedroht und auf Englisch ausgefragt wurde. Er gab darin an, er heiße Haruna Yukawa und komme aus Japan. Immer wieder wurde Yukawa gefragt, warum er eine Waffe trage und ob er ein Soldat sei. Er erwiderte, er sei "kein Soldat", er sei "halb Journalist, halb Doktor".
Japan werde unbeirrt an seiner Politik festhalten, einen "proaktiven" Beitrag zum Frieden zu leisten, sagte Ministerpräsident Abe. Der ihn auf der Nahostreise begleitende Vize-Außenminister Yasuhide Nakayama soll in die jordanische Hauptstadt Amman reisen, um sich um die Lage zu kümmern, hieß es.
Der IS kontrolliert in Syrien und im benachbarten Irak große Gebiete. Eine von den USA geführte internationale Koalition bombardiert seit mehreren Monaten IS-Stellungen in beiden Ländern. Die Extremisten hatten im vergangenen Jahr drei US-Bürger und zwei Briten enthauptet und dazu Videos verbreitet. (dpa)