Colombo. Fast nirgendwo auf der Welt sind Menschen so religiös wie auf Sri Lanka. Nun lädt der Papst zum Dialog - und Muslime, Buddhisten und Hindus kommen.

Im zentralen Hochland Sri Lankas, auf dem Gipfel des 2243 Meter hohen Adam's Peak, befindet sich ein großes längliches Loch im grauen Fels. Das ist der Fußabdruck des Propheten Adam, sagen Muslime. Hier lief Buddha, meinen Buddhisten. Es war der heilige Thomas, glauben sri-lankische Christen. Hier hat Shiva die Erde geschaffen, erklären Hindus. Für Gläubige aller vier Religionen ist der Berg heilig.

Die Tropeninsel Sri Lanka, auf die Papst Franziskus am Dienstag seinen Fuß setzte, ist ein religiös zersplittertes Land. Etwa 77 Prozent sind laut Zensusdaten Buddhisten, 8 Prozent Hindus, 8 Prozent Muslime und 7 Prozent Christen. Und die Menschen sind religiös wie kaum irgendwo anders auf der Welt. Laut einer Studie des US-Meinungsforschungsinstituts Gallup sagen 99 von 100 Sri Lankern, dass die Religion ein wichtiger Teil ihres täglichen Lebens ist.

Nationalismus der Katalysator für Unruhen

Dabei geht es leider nicht immer friedlich zu. Der bisherige Präsident Mahinda Rajapaksa habe den Nationalismus der singhalesisch-buddhistischen Mehrheit so exzessiv betrieben, dass er ethnische und religiöse Minderheiten vor den Kopf gestoßen habe, meint der politische Analyst Jehan Perera. "Sie wurden sogar von extremem Buddhisten, die von einigen Teilen der Regierung unterstützt wurden, körperlich angegriffen."

Der Papst will nun eine Versöhnung in Gang bringen. Neben der religiösen Harmonie geht es ihm auch um das Zusammenleben der Ethnien - Sri Lanka war über Jahrzehnte hinweg zerrissen von einem Bürgerkrieg zwischen der tamilischen, meist hinduistischen Minderheit und der singhalesischen, meist buddhistischen Mehrheit. "Es ist keine leichte Aufgabe, das vom Konflikt hinterlassene bittere Erbe von Ungerechtigkeit, Feindseligkeit und Misstrauen zu überwinden", sagte Franziskus.

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Der Krieg kostete wohl 100.000 Menschen das Leben. Allein in den ersten Monaten des Jahres 2009 wurden nach UN-Schätzungen Zehntausende Zivilisten getötet. Und auch danach noch, erzählt der Bischof von Jaffna, seien Tempel und Kirchen zerstört worden, und Tamilen sei Land weggenommen worden. "Und obwohl sowohl tamilisch als auch singhalesisch offizielle Sprachen sind, kamen Briefe immer nur auf singhalesisch", sagt Bischof Thomas Savundranayagam.

Einladung zum Dialog

Franziskus lud sie alle zu einem interreligiösen Dialog in Colombo. Wenn sie sich gegenseitig zuhörten, verstünden die Menschen, dass sie Werte und Sehnsüchte teilten. "Verschiedenheit wird dann nicht mehr länger als eine Bedrohung angesehen, sondern als eine Quelle der Bereicherung", erklärte er.

"Diese Initiative kommt zu einer sehr guten Zeit, da jetzt ein neues Klima und eine neue Atmosphäre herrschen", meint Kandiah Neelankandan, der als Präsident des Ceylon-Hindu-Kongresses am Treffen teilnimmt. Denn seit vergangener Woche hat Sri Lanka einen neuen Präsidenten, der von zahlreichen politischen und religiösen Gruppen unterstützt wird. "Der Start der neuen Regierung ist gelungen. Und nun haben wir auch noch die Segensworte des Papstes", freut sich N. M. Ameen, Präsident des Muslimrats auf Sri Lanka. (dpa)