Werl. .
Jürgen Tomicek zeichnet seit 30 Jahren Karikaturen für diese Zeitung. Inzwischen ist der im Allgäu geborene Werler einer der am häufigsten abgedruckten Karikaturisten im deutschsprachigen Raum. Und selbstverständlich hat er gestern seinen künstlerischen Tageskommentar zur CSU-Tagung in Wildbad Kreuth durch einen neuen zum Attentat von Paris ersetzt. Wir haben mit ihm über das Attentat gesprochen.
1 Hat man als Karikaturist eine Schere im Kopf, wenn es um das Thema Islam geht?
Ich kann natürlich nicht so tun, als ob mich ein solch brutaler terroristischer Anschlag nicht beeindrucken würde. Was da passiert ist, lässt sich kaum beschreiben, das ist ein Tiefpunkt. Aber ich fühle mich dadurch nicht eingeschränkt in meiner Arbeit. Ich behandele den Islam nicht anders als andere Religionen: Er ist Teil der Gesellschaft. Islamkritik ist berechtigt vor einem politischen Hintergrund, aber ich möchte nicht die religiösen Gefühle der Gläubigen verletzen. Das gilt ganz genauso fürs Christentum.
2 Ist es nicht trotzdem bedenklich, dass Satiriker und Kabarettisten sich trauen, den Papst scharf anzugreifen, während Mohammed ein Tabu ist?
Ich halte nichts von Beleidigungen. Ich arbeite mit dem Florett und nicht mit dem Säbel. Doch da muss jeder für sich persönlich eine Grenze ziehen. Aber damit das ganz klar ist: Auch harte Provokationen bieten keinerlei Rechtfertigung für Terrorismus. Das ist auch nicht der Islam, der da geschossen hat, es sind Terroristen mit islamistischem Hintergrund. Aber ich kann mir schon denken, was Pegida daraus macht.
3 Haben Sie sich persönlich schon bedroht gefühlt?
Es gab einmal eine Klage wegen einer Kurden-Karikatur und ein paar Mal auch Drohungen, aber die kamen eher aus der rechtsextremistischen Ecke.
Mit Jürgen Tomicek sprach Harald Ries.