Essen. . “Unterwerfung“– der neue Roman des Provokateurs Michel Houellebecq spielt mit der Idee eines muslimischen Präsidenten im Elysee-Palast.
Ausgerechnet am Tag des Attentats kam Michel Houellebecqs Roman „Soumission“ („Unterwerfung“) in Frankreich heraus. Schon vorab hatte er für Diskussionen und Furore gesorgt, selbst Präsident François Hollande sah sich letzte Woche genötigt, vor Panikmache zu warnen. Doch gestern wurde der Flammarion Verlag, der den Roman mit 150.000 Exemplaren herausbrachte, aus Sorge evakuiert.
Houellebecqs Roman lässt im Jahr 2022 einen muslimischen Präsidenten im Elysee-Palast einziehen. Es ist die Zukunftsvision einer schleichenden, unaufhaltsamen Machtübernahme des Islams in Europa, die in Frankreich beginnt. Um eine rechtsextreme Regierung zu verhindert, paktieren die bürgerlichen Parteien mit der erstarkten Bruderschaft gemäßigter Muslime und machen deren Chef Mohammed Ben Abbes zum Präsidenten. Der verachtet Dschihadisten, lieber zieht er alle politischen Register, um sein Ziel zu erreichen.
"Ich spiele mit der Angst"
Die Sorbonne wird zu einer islamischen Universität, jüdische Franzosen fliehen nach Israel, Frauen verschleiern sich. „Ich spiele mit der Angst“, bekannte Michel Houellebecq (56) in einem Interview zu dem Buch; er halte eine rechtsextreme Präsidentin Marine Le Pen 2017 oder 2022 für viel wahrscheinlicher, sein Roman nehme langfristig denkbare Entwicklungen vorweg.
Houellebecq ist seit seinem Debüt mit „Ausweitung der Kampfzone“ als Provokateur und gnadenloser Kritiker westlicher Gesellschaften, ihrer Dekadenz und Entfremdung hervorgetreten. Seine Romane („Elementarteilchen“, „Plattform“) irrlichtern zwischen rechts- und linksradikal, beschreiben aber Phänomene der Gegenwart mit geradezu bösartiger Genauigkeit.