Velbert. . Füchse, Waschbären und Wildschweine haben keine Scheu vor dem Menschen. Die Kulturfolger fressen Nahrungsreste und räumen die Mülltonnen leer
Wo Wildnis ist, kann keine Zivilisation sein, wo Natur und Land sich ausbreiten, befindet sich keine Stadt. Denn das eine schließt das andere aus. Gegensatzpaare wie solche sind uns geläufig und selbstverständlich. Doch was passiert, wenn sie keinen Gegensatz mehr bilden, sondern eine Einheit? Eigentlich undenkbar. Dabei wird genau dieser Gegensatz immer schwächer. Wilde Tiere erobern die Stadt – eine Befürchtung, eine Kampfansage an den Stadtmenschen.
Im Laufe der vergangenen Jahre ist es nach Beobachtung von Fachleuten auch in Niederberg zur Normalität geworden, Waschbären oder auch mal Wildschweine in der Stadt zu sichten. Schuld daran sind aber meistens die Stadtbürger selbst. Denn ohne Anreize kämen die Tiere nicht: „Füchse sind Kulturfolger und gehen überall dorthin, wo sie mit wenig Aufwand an Futter kommen. So sind etwa auf dem Schulhof liegengelassene Pausenbrote ein leicht gefundenes Fressen oder Picknickreste im Park“, sagt Dr. Lothar Tergann Vorsitzender des Hegerings Neviges.
„Es geht deshalb ganz klar der Appell an die Bürger, bitte keine Nahrungsmittel für wilde Tiere liegen zu lassen“, rät Oberforstrat Peter Tuneke. „Wilde Tiere bleiben auch in der Stadt wilde Tiere, man sollte ihnen daher mit Respekt begegnen. Das Füttern der Tiere zeugt von zu wenig Wissen im Umgang mit der Natur“, so Tunecke. Denn die Tiere suchten sich nun mal ihren Lebensraum und etablieren sich dann dort. Das sei der normale Kreislauf der Natur, sagt er.
Eine tief sitzende Befürchtung ist die Einschleppung von Krankheiten. Wie steht es mit der Tollwut? „Wir Jäger sind natürlich alle gegen Tollwut geimpft. Hier in der Gegend haben wir aber zum Glück schon jahrelang keine Tollwut mehr gehabt“, informiert Tergann. Man müsse natürlich dennoch immer gewappnet sein und die Nachrichtenlage verfolgen, so der Nevigeser.
Waschbären, viele Jahre nur noch in ganz wenigen Regionen Deutschlands zu Hause, haben ebenfalls das Biotop Stadt entdeckt. „Bereits seit 15 Jahren haben sich die gefräßigen Tiere in Velbert etabliert. Noch vor drei Wochen hat ein Waschbär meine Mülltonne leergeräumt. Die Tiere sind sehr viel hartnäckiger als Füchse. Die machen jeden Deckel runter und krabbeln durch jeden Spalt auf die Dachböden hoch“, berichtet Tergann. Vor kurzem wurden in Langenberg zwei Wildschweine nahe der Stadt gesichtet, die allem Anschein nach von Elfringhausen herüber gewandert waren. „Hier in der Gegend haben wir eine regelrechte Wildtierplage mit explodierenden Wildschweinbeständen. Wir Jäger müssen die Populationen möglichst klein halten, um Stadtläufer einzudämmen“.
So beliebt wie Berlin sei Velbert jedoch noch lange nicht. Dort haben sich Wildschweine regelrecht eingenistet und auch Wölfe sind keine Seltenheit mehr.