Witten. . Für viele Hunde ist die Silvesterböllerei die Hölle. Hundetrainerin Katharina Wolf aus Witten-Annen verrät, wie man die Tiere schützen kann.

Viele Menschen freuen sich auf die Tage zwischen den Jahren und Silvester. Für viele Hunde hingegen ist diese Zeit die Hölle. Sie fürchten sich vor der Knallerei. Was man tun kann, damit der Vierbeiner am Jahreswechsel nicht durchdreht, das verriet uns Hundetrainerin Katharina Wolf aus Annen.

Hunde haben Angst vor der Silvesterknallerei. Gilt das eigentlich für alle?

Wolf: Zumindest für sehr viele. Die ungewohnten, plötzlichen lauten Geräusche machen ihnen Stress. Und es gilt für praktisch alle Hunde, die aus dem Tierschutz kommen. Sie haben in ihrem Leben meist schon ganz andere Knallerei erlebt: Sie wurden abgeschossen, gejagt oder mit Schüssen vertrieben. Da kommen bei jedem Knall Erinnerungen hoch.

Was kann man also tun?

Zunächst mal ganz einfach: Rollladen runter und Fernsehen oder Musik an. Damit die Geräusche von draußen drinnen erst einmal gar nicht so gut zu hören sind. Und außerdem sollte man selbst Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen – so tun, als ob alles ganz normal und in Ordnung wäre.

Na toll, Silvester bei runtergelassenen Rollladen – das wird ja ein tolles Fest...

Wenn man einen Angsthund hat, sollte man auch für ihn da sein.Und dann muss man eben auf Silvester verzichten – oder etwas Ruhiges machen.

Aber kann ich auch vorbeugend etwas für die Angsthasen tun?

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Ja, da können so genannte „Thunder-Shirts“ helfen. Das sind Hunde-Hemden, die ganz eng am Körper anliegen. Das vermittelt Sicherheit und Geborgenheit, wie eine Umarmung. Vergleichbar ist das mit dem Pucken eines Babys. Das muss man allerdings vorher schon üben, möglichst in entspannten Situationen – nicht erst anziehen, wenn’s draußen schon knallt.

Ihr Hund hat aber etwas anderes um...

Ja, ich selbst bevorzuge Körperbandagen, also Tellington-Bänder,weil ich die noch individueller anpassen kann. Die Bänder werden über die Brust gelegt, auf dem Rücken gekreuzt, unterm Bauch durchgezogen und dann hinten fixiert. Das nützt natürlich nur bei Hunden, die Körperkontakt und Nähe mögen. Man kann Shirts und Bänder übrigens vorher auch noch mit Lavendelöl beträufeln...

Und wenn der Hund dann immer noch zittert?

Dann sollte man ihm einen Rückzugsort anbieten. Eine Höhle oder auch die Dusche, je nachdem, wo der Hund gerne ist. Und ihn streicheln. Am besten an den Ohren. Den Rand der Ohrmuschel mit sanft kreisenden Bewegungen massieren und dann die Ohren nach unten hin ausstreichen.

Und was halten Sie von Beruhigungsmitteln für die ganz schweren Fälle?

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Gar nichts. Ich würde höchstens zu homöopathischen Mitteln wie Globuli oder Bachblüten greifen. Denn bei vielen Beruhigungsmitteln wird der Körper des Hundes zwar lahm gelegt, aber der Geist ist voll da. Das macht für den Hund alles noch viel schlimmer: Weil er nicht mehr fliehen kann.

Also: Was tun bei echten Notfällen?

Ab ins Auto und rausfahren, dorthin, wo nicht so viel Geknalle wird, oder einfach über die Autobahn, bis das Schlimmste vorbei ist. Oder am besten: Dort Urlaub machen, wo es kein Feuerwerk gibt.

Aber man kann sich ja nicht tagelang verkriechen. Was mache ich, wenn der Hund raus muss.

Wichtig ist: Auf keinen Fall ableinen. Nicht nur an Silvester, auch zwei Wochen davor und danach sollten die Tiere an der Leine bleiben, damit sie nicht in Panik weglaufen können, wenn es in der Nähe kracht. Das ist lebensgefährlich! Man sollte die Strecken außerdem vermeiden – Parks etwa – von denen man weiß, dass da gerne geknallt wird. Und wenn’s doch mal kracht: Man sollte die Tiere nicht bemitleiden und verhätscheln, damit sie nicht das Gefühl bekommen, zurecht Angst zu haben.

Haben Sie auch einen Tipp für Nicht-Hundebesitzer?

Ja, bitte nehmt Rücksicht auf die Tiere. Wartet mit der Knallerei, bis Hund und Herrchen vorbei sind. Und am besten: Knallt gar nicht. Sondern gebt das Geld für etwas Sinnvolles aus. Zum Beispiel für den Tierschutz.

Zum Abschluss: Wo sind Sie zum Jahreswechsel?

Ich bin natürlich hier zu Hause. Bei meinem Hund Motte.

>>> Biologin absolvierte Ausbildung zur Hundetrainerin

Katharina Wolf (31) betreibt seit Januar 2017 die Hundeschule „Unter Wölfen“. Die studierte Biologin hatte zuvor eine einjährige Ausbildung zur Hundetrainerin gemacht.

  • In ihrer Schule bietet sie Einzeltraining, geführte Wanderungen, „Social Walks“ für leinen-aggressive Hunde, Degility-Touren und Workshops zu Themen wie Leinenführigkeit oder Anti-Giftköder-Training.

  • Der Termin für die nächste Wanderung ist Samstag, 30. Dezember, um 14 Uhr. Mehr Infos und Anmeldung unter unter-woelfen.de, 0152/31896822