Duisburg. . Die Ermittler des KK 32 kümmern sich um jene Fälle, in denen sich Gauner bei Senioren als deren Enkel oder Polizisten ausgeben und sie bestehlen.
- Senioren in Duisburg werden immer wieder Opfer von dreisten Trickbetrügern
- In diesen Fällen ermittelt das Team des Kriminalkommissariats 32
- Maschen und Methoden der dreisten Diebe ändern sich permanent: Polizei rät zu Misstrauen
„Wie konnte mir das nur passieren?!?“ Es ist dieser bittere Moment der Erkenntnis, dass man soeben von Betrügern übers Ohr gehauen wurde, den viele Duisburger zuletzt am eigenen Leib nachempfinden mussten. Fast in jeder Woche muss die Polizei über die Beutezüge raffinierter Trickdiebe berichten. Und die Täter bevorzugen vor allem eine Bevölkerungsgruppe: die Senioren. Das wissen die Ermittler des Kriminalkommissariats 32, die sich um diese Fälle kümmern, aus Erfahrung.
„Der Klassiker ist der Enkeltrick“, sagt Wolfgang Wolter (48), der in Duisburg lebt und seit zwei Jahren das KK 32 leitet. Bei dieser Masche gibt sich ein jüngerer Anrufer als Enkel, Nichte oder Neffe aus und bittet um finanzielle Hilfe. „Die einen erzählen, sie sitzen gerade beim Notar, um eine Eigentumswohnung zu kaufen. Andere stehen gerade angeblich vor ihrem Traumauto und brauchen sofort Geld, um es zu einem Schnäppchenpreis zu bekommen“, erzählt Wolter. Was bei jedem dieser Szenarien gleich ist: Der Anrufer macht Zeitdruck. Alles müsse sehr schnell gehen. Und der Angerufene solle mit keinem anderen aus der Familie darüber reden – so lauten die Anweisungen des „Enkels“.
Angeblicher Bekannter sammelt das Geld ein
Die Übergabe des Geldes erfolgt dann immer an einen angeblichen Bekannten oder Freund. Den wirklichen Verwandten bekommt der Betrogene natürlich nie persönlich zu Gesicht – weil der ja nichts von der Sache weiß. „Einem älteren Herrn wurden auf diesem Wege 70 000 Euro gestohlen“, sagt Wolter. „Da gehen manchmal die Ersparnisse eines Lebens verloren.“
Aber erkennen Opa und Oma nicht die falsche Stimme ihres angeblichen Enkels? „Die behaupten dann immer, sie hätten Husten oder Schnupfen. Oder aber die Handyverbindung sei schlecht“, nennt Marco Geiling (40), stellvertretender KK-Leiter, beliebte Betrügerausreden bei aufkommenden Zweifeln. „Viele Menschen sind nicht argwöhnisch genug. Und bei den Tätern handelt es sich um echte Profis in punkto Gesprächsführung“, warnt Geiling.
Jeden Betrugsversuch anzeigen
Was können Betroffene tun? „Wer solch einen Anruf erhält, sollte sofort misstrauisch werden“, rät KK-Leiter Wolter. Die Eltern des vermeintlichen Enkels sollten sofort kontaktiert werden. Und man sollte niemals Geld an unbekannte Personen übergeben. „Jeder dieser Anrufe ist ein Betrugsversuch und sollte sofort bei der Polizei gemeldet werden“, empfiehlt Geiling. Den Ermittlern stünde nicht nur die Möglichkeit einer Nummern-Rückverfolgung zur Verfügung, um die Täter aufzuspüren. Das Präsidium Duisburg arbeitet eng mit anderen Behörden zusammen wie dem LKA oder Interpol, um sich über neueste Betrugsmaschen und ermittelte Daten wie Telefonnummern auszutauschen.
Bei der neuesten Betrügermasche gibt sich der Anrufer als Polizist aus. „Manchmal erscheint im Display sogar eine 110. Das ist aber eine technische Manipulation“, erklärt Wolter. Die Polizei würde niemals mit einer erkennbaren Nummer anrufen. Wer also eine 110 im Display sieht, weiß sicher, dass er es mit Betrügern zu tun hat.
Gerade ältere Bürger seien aber oft sehr obrigkeitshörig und ließen sich von den vermeintlichen Polizisten am Telefon einschüchtern. „Das Vertrauen der Bürger in uns, von dem wir als Polizei leben, wird hier perfide missbraucht“, klagt Wolter. „Das macht uns zu schaffen.“ Schwierig für die Ermittler ist auch, dass die Täter ihre Betrugsvarianten ständig weiterentwickeln. Ein Senior, der den ersten Anruf eines falschen Polizisten erkannt und sofort aufgelegt hatte, erhielt kurz darauf einen zweiten. Diesmal war angeblich die Staatsanwaltschaft am Apparat. Ihn erwarte eine Strafe, wenn er die Anweisungen der Polizei nicht befolge, drohte der Betrüger. „Wenn sich angeblich Vertreter des Gesetzes melden, fühlen sich manche schon unter Druck gesetzt“, so Wolter.
Geld auf der Bank „nicht sicher“
Trickbetrüger gehören oft zu Banden, die aus dem osteuropäischen Raum gesteuert werden. 59 Fälle mit falschen Polizisten hat das KK 32 zuletzt bearbeitet. Den Angerufenen wurde suggeriert, dass ihr Geld auf der Bank nicht mehr sicher sei und dass sie es lieber der Polizei übergeben sollten, die das Geld abhole. Es ließen sich viele darauf ein. Die Schadenssumme lag stets im fünfstelligen Bereich. Und nachdem der Schwindel aufgeflogen war, dachten alle: „Wie konnte mir das nur passieren?!?“
Diebe gaben sich als Stadtwerkemitarbeiter aus
In Ungelsheim und in Alt-Homberg ermittelt das KK 32 in zwei weiteren Fällen von Trickdiebstahl. So haben sich unbekannte Täter am vergangenen Donnerstag um 12.40 Uhr als Mitarbeiter einer Wohnungsbaugesellschaft ausgeben. Die Männer gaben an, die Fenster der Wohnung einer Seniorin (76) an der Straße Am Finkenacker überprüfen zu müssen. Einer der Täter verwickelte die Seniorin in ein Gespräch, während der andere Schmuck stahl. Beschreibung: 25 bis 30 Jahre, etwa 1,75 m. Der eine ist schlank und hat kurzes, blondes Haar, der andere ist korpulent und hat dunkles Haar.
Ähnlich agierten zwei Männer am Donnerstag am Johannenhof in Alt-Homberg: Das Duo verschaffte sich gegen 14 Uhr unter dem Vorwand, bei den Stadtwerken zu arbeiten, Zutritt zum Haus eines Senioren (81). Auch hier verwickelte einer der Täter den Mann in ein Gespräch, während der andere gezielt Wertgegenstände suchte und entwendete. Nach kurzer Zeit verließen die beiden mit ihrem Diebesgut das Haus. Hinweise von Zeugen: 0203/2800.
18-köpfiges Team ermittelt auch in Fällen von Untreue
„Die Betrugsvarianten ändern sich ständig. Das macht die Arbeit für unser Team auch so spannend und abwechslungsreich“, erklärt KK-Leiter Wolter.
Das KK 32 kümmert sich auch um Fälschungs- und Urkundendelikte – etwa, wenn ein Täter mit gefälschten Ausweispapieren bei einer Bank einen Kredit beantragt hat. Das 18-köpfige Team ermittelt auch in Fällen von Untreue. „Ein Klassiker ist, wenn Angestellte Geld der Firma oder der Behörde, für die sie arbeiten, in die eigene Tasche wirtschaften“, so Wolter. Hier seien die Schadenssummen oft sechsstellig. Zuletzt ist ein solch spektakulärer Fall beim Wasser- und Schifffahrtsamt in Meiderich aufgetreten. Dort soll ein Mitarbeiter (51) über Jahre Aufträge und Rechnungen gefälscht und so über 700 000 Euro erbeutet haben (wir berichteten). Das Verfahren läuft derzeit noch.