. Fünf Jahre ZDFneo. Wo steht der ZDF-Ableger heute? Was hat er geleistet? Was hat er vor? Und warum zieht die „Enterprise“ immer noch ihre Bahnen im Programm? Fragen über Fragen. Wir ziehen eine Bilanz und geben einen Ausblick.

Den Machern von ZDFneo ist ein Kunststück gelungen. Der ZDF-Ableger bietet als einziger öffentlich-rechtlicher Fernsehsender verlässlich Programm für das Publikum unter 50. Am 1. November wird der Kanal fünf Jahre alt.

Sender-Chefin Simone Emmelius (Jahrgang 1958) ist zwar ihrer Zielgruppe entwachsen. Doch die gebürtige Heidelbergerin wirkt nicht nur viel jünger, als sie ist – sie denkt auch jung. Seit zwei Jahren hat sie bei ZDFneo das Sagen. Dem Sender hat es gut getan. Das verraten die Markt-Daten. Als ZDFneo im November 2009 startete, lagen die Marktanteile zunächst unter der Messbarkeitsschwelle. „Wir hatten vor fünf Jahren 0,1 Prozent“, erläutert die Medienmanagerin beim Redaktionsbesuch, „und im September 2014 sind wir bei 1,5 Prozent insgesamt angekommen.“

Das wirkt wenig, bedeutet aber viel: ZDFneo hat kleine Mitbewerber wie Arte abgehängt – und manches Dritte Programm der ARD.

Wichtiger als die Zahlen ist aber die Qualität. ZDFneo hatte sich zum Start die US-Edelserie „Mad Men“ um durchgeknallte Werbeleute aus dem New York der 60er gesichert. Hochwertige Serien aus dem englischsprachigen Raum, aber auch aus Skandinavien haben sich zum Markenzeichen des Senders entwickelt.

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Das allein reicht nicht aus, um ein wirklich wegweisender Sender zu sein. Deshalb setzte ZDFneo auf Formate wie „Da wird mir übel“ oder „Ziemlich starke Frauen“, die unterhaltsam Wissen vermittelten. Factual Entertainment nennen Fachleute diese Form von Fernsehen. Dazu kamen eigene Serien wie die Bestatter-Comedy „Diese Kaminskis“.

Joko & Klaas gingen zu ProSieben

Doch am meisten Furore machte ZDFneo mit Shows. Joko & Klaas erhoben mit „Neo Paradise“ spätpubertären Nonsens derart geschickt zur Kunstform, dass die beiden Moderatoren von ProSieben abgeworben wurden. Simone Emmelius nüchtern: „Das gehört zum Geschäft.“ Und: „In gewisser Weise ist es ja auch eine Bestätigung für uns, solche Köpfe aufgebaut zu haben.“ Ein anderes Talent bleibt dem Sender erhalten: Jan Böhmermann. Sein „Neo Magazin“ erhielt in diesem Jahr einen Grimme-Preis. Kein Wunder, dass der 33-jährige Tausendsassa demnächst auch im ZDF-Hauptprogramm zu sehen ist – was dem traditionsorientierten Muttersender unbedingt gut tut.

ZDFneo will weiterhin für frische Impulse sorgen. Neben Hochglanz-Serien wie „Mr. Selfridge“ (Start: Samstag, 23. November) setzen die jungen Wilden aus Mainz auf eigene Formate, die gesellschaftspolitische Debatten mit Kontroversen befeuern. Ein Beispiel: die Reihe „Ausgekokst – Mein Drogentrip“. In dem Vierteiler verfolgt Schauspieler Rainer Meifert die Droge Kokain bis zu ihrem Ursprung. Dabei denkt er auch über seinen Drogen-Absturz nach.

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Der Charme der Nostalgie

Obendrein entwickelte das sogenannte TV-Lab der Mainzer neue Serien. „Blockbustaz“ mit Rapper Eko Fresh taucht in die HipHop-Welt ein. Und in der Sitcom „Der Knast“ gibt es ein Wiedersehen mit einem Schauspieler, der weiß, wovon die Serie handelt: Martin Semmelrogge. Obendrein wird gerade eine dritte Serie gedreht. „Eichwald MdB“ könnte bringen, was dem TV in Deutschland fehlt: eine Serie, die sich intelligent mit dem Politik-Betrieb auseinandersetzt.

Manchmal jedoch erliegt auch ZDFneo dem Charme der Nostalgie. Am 3. November geht es kurz nach Mitternacht, um 0.20 Uhr, wieder ab in die unendlichen Weiten des Universums: „Raumschiff Enterprise“, weiß Simone Emmelius, ist Kult bei Jung und Alt.