Manila. Die beiden Deutschen, die auf den Philippinen ein halbes Jahr als Geiseln gehalten wurden, sind von ihren islamistischen Entführern freigelassen worden. Das bestätigte die örtliche Polizei auf der Insel Jolo. Die Entführer hatten vier Millionen Euro gefordert. Ob Lösegeld gezahlt wurde, ist unklar.
Zwei von Islamisten auf den Philippinen entführte Deutsche sind freigelassen worden. Das bestätigte das Auswärtige Amt am Freitagabend in Berlin.
"Wir haben das Lösegeld erhalten", sagte ein Sprecher der islamistischen Gruppe Abu Sayyaf, der sich Abu Rami nennt, dem Radio-Sender DXRZ mit Sitz in der Stadt Zamboanga am Freitag in einem Interview weiter. Die örtliche Polizei bestätigte die Freilassung der beiden Geiseln. "Sie sind jetzt in Sicherheit in einem Militärcamp", sagte Roberto Fajardo, Chef der Anti-Kidnapping-Einsatzgruppe, am Freitag.
Der 72-Jährige aus dem Rheingau stammende Arzt und seine 55 Jahre alte Lebensgefährtin waren im April während einer Segeltour westlich der Philippinen entführt worden. Die Kidnapper der islamistischen Terror-Organisation hatten vier Millionen Euro Lösegeld verlangt.
Ob die Entführer Lösegeld bekamen, ist bislang unklar
Ob tatsächlich Geld geflossen ist, war zunächst unklar. Denn nach dpa-Informationen waren philippinische Streitkräfte eingeschritten, um die Geiseln aus der Hand der islamistischen Terrorgruppe zu befreien. "Ein Bataillon ist eingerückt", sagte ein Angehöriger der Streitkräfte, der anonym bleiben wollte. Er sprach von einer "einer Art Rettungsaktion". Das philippinische Militär hatte mehr als 3000 Soldaten auf die Insel Jolo verlegt, wo die Geiseln vermutet werden.
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Am Freitag war die Frist der Entführer ausgelaufen. Sie hatten gedroht, den 72-Jährigen zu enthaupten, sollte die deutsche Bundesregierung kein Geld zahlen. Außerdem fordert Abu Sayyaf, dass Deutschland seine Unterstützung des Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak einstelle. Einen Tag vor Ablauf des Ultimatums war der Krisenbeauftragte des Ministeriums, Rüdiger König (57), zu Gesprächen über die Freilassung vor Ort eingetroffen.
Geiseln waren von ihren Entführern mehrfach vorgeführt worden
In den vergangenen Monaten waren die beiden Geiseln von den Entführern mehrfach vorgeführt worden. In Radio- und Videobotschaften flehten sie dabei um Hilfe. Die Terroristen hatten in den vergangenen Tagen den Radiosender in der Stadt Zamboanga mehrfach genutzt, um ihre Forderungen zu verbreiten.
Abu Sayyaf kämpft im muslimischen Süden der sonst überwiegend katholischen Philippinen für einen eigenen Staat. Die Gruppe hat der IS-Terrororganisation ihre Verbundenheit erklärt. Immer wieder erpresste sie in der Vergangenheit mit Hilfe von Geiseln Geld, um ihren Kampf zu finanzieren. Das Auswärtige Amt in Berlin rät, die Insel Mindanao wegen der Gefahr von Entführungen unbedingt zu meiden.
Vermutlich noch zehn weitere Geiseln in der Hand von Abu Sayyaf
Nach Überzeugung der philippinischen Geheimdienste befinden sich noch zehn weitere Geiseln in der Hand von Abu Sayyaf. Vermisst werden zwei Vogelbeobachter aus den Niederlanden und der Schweiz sowie zwei Malaysier und ein Japaner. Im Juni hatte die Terrororganisation eine Philippinerin und eine chinesische Touristin freigelassen, die aus einer Hotelanlage entführt worden waren.
Die Extremisten verübten einige der schlimmsten Terroranschläge, die das südostasiatische Land in den vergangenen Jahrzehnten erlebte. Die Gruppe war im Jahr 2000 auch für die Entführung der deutschen Familie Wallert und 18 anderer Geiseln von einer Taucherinsel in Malaysia verantwortlich. Die Wallerts kamen erst nach mehr als drei Monaten frei, nachdem Millionen Dollar gezahlt worden waren. (dpa)