Berlin. . Insgesamt erbeuteten Betrüger bundesweit im ersten Halbjahr 2014 an 84 Geldautomaten noch immer rund 1,4 Millionen Euro. So schützen Sie sich.

Die Spione am Geldautomaten sind auf dem Rückzug. Nach jüngsten Statistiken der Kriminalbehörden ist die Anzahl der so genannten Skimming-Fälle zuletzt markant zurückgegangen. Und doch: Insgesamt erbeuteten Betrüger bundesweit im ersten Halbjahr 2014 an 84 Geldautomaten noch immer rund 1,4 Millionen Euro. Eine Stange Geld, endgültige Entwarnung kann die Polizei wegen der „beträchtlichen Schäden“ nicht geben.

Verbraucher sind deshalb gut beraten, sich weiter gegen einen möglichen Datenklau am Geldautomaten zu schützen. Und nicht nur dort: Auch an manipulierten Kartenlese-Geräten in Geschäften oder Tankstellen erbeuten findige Gauner Kartendaten, mit denen sie später große Summen abheben. Wir erklären, wie Sie sich schützen können:

Zunächst: Was versteht man unter „Skimming“?

Beim „Skimming“ (engl. „Abschöpfen“) werden bei Kredit- oder Debit-Karten (Girocard, früher EC-Karte) illegal die Daten vom Magnetstreifen der Karte ausgelesen und zusätzlich auch die PIN erbeutet. Die Kartendaten kopieren die Gauner auf Kartenrohlinge, mit denen sie im Ausland Geld vom Konto ihrer Opfer abheben. An die dafür benötige PIN gelangen sie meist mit kleinen Kameras oder Foto-Handys, die sie hinter einer Verblendung an die Geldautomaten montieren. Oder mit kaum erkennbaren Tastaturaufsätzen, die die Geheimnummer aufzeichnen und per Funk weiterleiten.

Warum ist der Missbrauch zurückgegangen?

Die Banken haben investiert, um sich gegen Skimming zu schützen. Dahinter steckt die so genannte EMV-Technik; ein spezieller Chip auf den Karten, der einen Missbrauch an europäischen Geldautomaten und Kartenlesegeräten nahezu unmöglich macht.

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Allerdings sind weltweit noch längst nicht alle Geldautomaten mit der neuen Sicherheitstechnik ausgerüstet. Dort, wo weiterhin nur der Magnetstreifen am Geldautomaten ausgelesen wird, finden die Betrüger weiterhin Schlupflöcher. Die Gauner müssen heute weiter reisen, etwa nach Südamerika, um die erbeuteten Daten zu Geld zu machen. Damit ist die Masche zwar unattraktiver geworden, aber keineswegs unmöglich.

Warum ist Skimming so gefährlich?

Die Opfer merken zunächst gar nicht, dass sie bestohlen werden. Die Auszahlung verläuft reibungslos, die Karte bleibt im Besitz des Eigentümers. Kein Grund, misstrauisch zu werden. Der Diebstahl fällt erst auf, wenn das Geld abgehoben wird oder die Bank wegen Überziehen des Dispos Alarm schlägt.

Wie kann man sich schützen?

Polizei und Verbraucherschützer haben eine ganze Reihe von Hinweisen zusammengetragen, wie man sich gegen das Ausplündern des Kontos wappnen kann. Die wichtigsten: Außenautomaten vermeiden. Insbesondere an Wochenenden. Hier haben Gauner leichteren Zugriff. Besser geschützt sind Automaten im Schaltervorraum. Aber auch hier könnte eine besondere Falle lauern. Oft manipulieren Betrüger die Türöffner, um dort die Magnetstreifen auszulesen. Dort deshalb niemals die PIN eingeben, falls man dazu aufgefordert wird. Eine Bank fragt an der Tür nie nach der PIN. Auf wackelige Konstruktionen der Lesegeräte am Eingang achten, ebenso am Automaten. Am besten benutzt man zwei unterschiedliche Karten. Eine für den Türöffner, eine andere für das Geldabheben. So kann eine am Geldautomaten erbeutete PIN nicht mit einem ausgelesenen Magnetstreifen am Eingang in Verbindung gebracht werden. Und Vorsicht: Auch SB-Terminals, Kontoauszugsdrucker und andere Karten-Lesegeräte können manipuliert sein.

Was kann man noch tun?

Grundsätzlich gilt es, ein paar einfache Sicherheitsratschläge zu beherzigen: Aufpassen, dass niemand zu dicht hinter einem steht und die PIN ausspähen kann. Bei der Eingabe der PIN die tippende Hand mit der anderen Hand oder einem Gegenstand wie dem

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Portemonnaie als Sichtschutz verdecken, dann kann eine installierte Kamera die Eingabe der PIN nicht abfilmen. Ein aufmerksamer kritischer Blick kann schon Schlimmeres verhindern: Ein wackeliger Vorbau am Karteneinzug, eine auffällige Tastatur, lockere Teile, eine ungewöhnliche Verblendung – das alles deutet auf kriminelle Bastler hin, die sich zuvor am Automaten zu schaffen gemacht haben. Am besten sofort die Bank oder die Polizei informieren.

Sollte ich auch mein Konto überwachen?

Unbedingt. Nur wenn man regelmäßig die Kontoauszüge kontrolliert, lässt sich ein Datenklau frühzeitig erkennen und dagegen vorgehen. Hilfreich ist es auch, den Verfügungsrahmen im Ausland zu begrenzen oder sogar auf Null zu setzen, rät die Kriminalpolizei.

Was versteht man unter „Cash-Trapping“?

Dabei wird über den Geldausgabeschacht am Automaten ein täuschend echter Verschluss geklebt. Das angeforderte Geld bleibt im Ausgabeschacht „kleben“, der Automat spuckt statt der Scheine eine Fehlermeldung aus. „Die meisten Kunden verlassen darauf hin die Bank“ berichtet die Kriminalpolizei. Ein Fehler – denn jetzt kann der Gauner sich die „gefangenen“ Scheine abholen. Die Verbraucherzentrale NRW rät, in einem solchen Fall lieber länger zu warten, ruhig ein paar Minuten. Sonst wird es schwierig, von der Bank Geld zurückzubekommen. Die Polizei empfiehlt, unbedingt beim Automaten zu bleiben, bis die Sache geklärt ist. Sich also nicht von einem „hilfsbereiten“ Fremden weglocken lassen und besser einen anderen Kunden bitten, einen Bankmitarbeiter zu rufen. Oder per Handy bei der Bank anzurufen. Außerhalb der Öffnungszeiten: Polizei anrufen. Ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, sollte man sich von der Bank ein Auszahlungsprotokoll vorlegen lassen. Das könnte Hinweise auf Unstimmigkeiten bei der Auszahlung geben.

Was sollte man tun, wenn man Verdacht auf Datendiebstahl hat oder schon Geld abgehoben wurde?

Sofort die Karte sperren lassen unter der bundesweiten Sperr-Notrufnummer 116 116. Anzeige bei der Polizei erstatten.