Essen. . Ihr lagen alle Männer zu Füßen, na ja, fast alle. Im wirklichen Leben und im Film sowieso. Niemand sonst verkörperte Weiblichkeit so sinnlich hinreißend wie Sophia Loren. Noch heute gehört die Schauspielerin zu der kleinen Liga der echten Diven. Samstag wird sie 80 Jahre alt.

Wer, wenn nicht sie, hätte einen Priester vom Zölibat abbringen können? In Netzstrümpfen, Strapsen und mit wogendem Busen verführte Sophia Loren den schüchternen Marcello Mastroianni 1962 in einer Episode des Films „Gestern, heute, morgen“. 32 Jahre später probierte sie es noch einmal mit einem Striptease in Robert Altmans Modesatire „Prêt-à- porter“. Diesmal schlief der alte Marcello sanft auf dem vermeintlichen Lotterbett ein – das Traumpaar des italienischen Films, ein Fall fürs Seniorenheim?

Männer aller Herren Länder zu ihren Füßen

Die Frau mit den grünen Katzenaugen, dem sinnlichen Mund und den schlanken Beinen, die in ihrer Heimat vor 60 Jahren noch als „Zahnstocher“ bespöttelt wurden, und die am Samstag ihren 80. Geburtstag feiert, verkraftet diesen kleinen Scherz auf ihre Kosten natürlich mühelos. Zu oft hat man ihr ihre klassische Schönheit bescheinigt, zu viele Männer aller Herren Länder lagen ihr zu Füßen, als dass sie an ihrer Wirkung zweifeln müsste.

Clarke Gable und Cary Grant waren Filmliebhaber oder Drehpartner, Marlon Brando, Gregory Peck, Anthony Quinn und Paul Newman: Sophia Loren ist die große, nein, die größte italienische Diva einer versunkenen römischen Filmwelt namens Cinecittá, die in ihren Glanzzeiten mit Hollywood konkurrierte. Und sie war der Star auf beiden Seiten des Ozeans, denn obwohl es mit dem Englischen zu Beginn arg haperte, drehte sie viele ihrer mehr als 100 Spielfilme in den USA. Den letzten 2009.

Wer sie auf frischen Bildern sieht, spürt, wie gerne sie auch heute noch mit ihrer unerhörten Weiblichkeit kokettiert. Sie genießt diesen Hauch des Unerhörten, des Verbotenen. Tief dekolletiert und mit wuchtigem Haarnest ließ sie sich noch im vergangenen Jahr zum Jubiläum des Pirelli-Kalenders ablichten, der seit 50 Jahren schöne Frauen über schnöden Tagesdaten platziert. Dass die Magazine schwärmten, diese Frau könne doch unmöglich 79 sein, dürfte sie genossen haben. Sowas in dem Alter, stöhnen dagegen die Spielverderber. Alter ist doch unwichtig, entgegnet Sophia Loren gerne in trägerlosen Kleidern von Armani, führt das mit sympathischer Selbstverständlichkeit vor und lacht dabei ihr ansteckendes Lachen. Nein, das traditionelle Rollenverständnis von Mann und Frau in einem Macholand wie Italien hat sie nie auf den Kopf stellen wollen, sie war nur stets selbstbewusst genug, es zu ihren Gunsten zu nutzen.

Auch wenn ihre große Zeit lange vorbei ist, schwebt sie doch über der Oberfläche einer Glamourwelt, die sie für ihre öffentlichen Auftritte feiert. Bereits 1960 bewies sie im Drama „Und dennoch leben sie“, für das sie den Oscar bekam, dass mehr in ihr steckt als nur die italienische Antwort auf Marilyn Monroe zu sein, als die sie für viele in den 50er-Jahren galt. Mehr als immer nur die neapolitanische Furie, die den Kerlen Kontra gibt, die Leidenschaftliche mit großem Herzen oder die frivole Verführerin.

Ein ganzes Leben mit Carlo Ponti

Der Produzent Carlo Ponti führte Regie bei ihrem internationalen Aufstieg in der Filmwelt, aber auch in ihrem Privatleben. Er, 22 Jahre älter, hatte sie 1950 bei einem Schönheitswettbewerb in Rom kennengelernt. Sie stammte aus armen Verhältnissen, war unehelich als Sofia Villani Scicolone in Rom zur Welt gekommen und in Pozzuoli bei Neapel aufgewachsen. Der Vater ließ sie im Stich.

Ponti wurde ihr Mentor, Mann und Vater ihrer Söhne Carlo Junior (45) und Edoardo (41). Dabei begann die Ehe, die bis zu Pontis Tod 2007 hielt, wie eine schlechte italienische Komödie. Die beiden hatten 1957 geheiratet, nachdem sich Ponti in Mexiko hatte scheiden lassen. Italien erkannte die Scheidung aber nicht an, bezichtigte ihn der Bigamie und annullierte 1962 die Ehe. Loren, Ponti und seine erste Frau wurden darauf 1966 französische Staatsbürger, um Scheidung und Ehe zu legalisieren.

Stars sexy und cool in Cannes

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Sie lebt in Paris, der Schweiz und in Kalifornien, ist zum 80. Geburtstag in Mexiko. Und doch huldigt Italien der Loren schon lange liebevoll als „Mamma Sophia“. Es ist ihrer Bodenständigkeit geschuldet, die sie sich bei aller Liebe zur Grandezza bewahrt hat. Und die sich ganz besonders auch in ihrem zauberhaften Kochbuch „In cucina con amore“ ausdrückt, das sie 1971 verfasste und das nun neu aufgelegt worden ist. „Alles, was Sie sehen, verdanke ich Spaghetti“, hat sie darin unter anderem geschrieben. Ein schöneres Kompliment ist noch keiner Nudel zuteil geworden.