München. Nach einer vierwöchigen Sommerpause geht der NSU-Prozess am Donnerstag weiter. Darin geht es um das Abtauchen der mutmaßlichen Terrorgruppe NSU. Als Zeuge ist ein Beamter des LKA Thüringen geladen. Er hatte in den 90ern wegen versuchter Briefbombenanschläge gegen spätere NSU-Mitglieder ermittelt.

Ein Thüringer Ermittler und ein möglicher Fluchthelfer von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sind nach der Sommerpause als erste Zeugen im NSU-Prozess geladen. Der Erste Kriminalhauptkommissar hatte seit 1997 unter anderem die „Ermittlungsgruppe Terrorismus/Extremismus“ (EG TEX) beim Thüringer Landeskriminalamt geleitet.

Im Oktober 1997 fertigte er einen Vermerk zur „Kameradschaft Jena“ an. Mundlos und Böhnhardt wurden darin der Führungsebene zugerechnet. Mit Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben und Holger G. tauchen in dem Schriftstück zudem drei Angeklagte im NSU-Prozess als „aktive Mitglieder“ dieser Kameradschaft auf, die als rechtsgerichtet eingeschätzt wird.

Briefbomben an Zeitungsredaktion geschickt

Der Ermittler beschäftigte sich damals aber auch mit zwei in Jena gefundenen Bombenattrappen, eine im September 1996 im Fußballstadion, die zweite im Oktober 1997 vor dem Theaterhaus in der Innenstadt. In beiden Fällen war ein Hakenkreuz auf die Behälter gemalt. Allerdings fanden die Ermittler in der zweiten Attrappe einige Gramm des militärischen Sprengstoffs „TNT“. Zudem waren zum Jahreswechsel 1996/97 drei Briefbomben an eine Zeitungsredaktion sowie die Polizei und die Stadtverwaltung geschickt worden.

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Der Ermittler soll über seinen damaligen Vermerk und die Erkenntnisse der Polizei über mögliche Täter beim Fertigen der Briefbomben befragt werden. Weil Mitgliedern der mutmaßliche Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) in der Anklage zwei Sprengstoffanschläge, 10 Morde sowie 15 Raubüberfälle vorgeworfen werden, ist für das Gericht auch wichtig, zu erfahren, ob Angeklagte mit den Funden der Bombenattrappen in Jena in Verbindung zu bringen sind.

Mutmaßlicher Helfer geladen

Für den 136. Verhandlungstag ist zudem Thomas R. geladen. Er soll kurz nach dem Untertauchen von Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt das Trio für zwei Wochen in seiner Chemnitzer Wohnung untergebracht haben. Aber auch danach hatte er sich nach eigenen Angaben mit Böhnhardt und Mundlos immer wieder einmal getroffen um Videos und Videospiele zu tauschen, wie er sagte. Mindestens einmal soll er die beiden nach deren Umzug auch in Zwickau besucht haben.

Thomas R. ist bereits zum dritten Mal als Zeuge geladen. Seine Vernehmung musste beim letzten Mal unterbrochen werden, weil die Verteidigung von Beate Zschäpe einen Misstrauensantrag gegen das Gericht gestellt hatte. Der Antrag war aber von einem anderen Senat des Oberlandesgerichts abgewiesen worden.